5. Präventionskonferenz im Land Bremen 2024

Kinder und Jugendliche tendenziell gesundheitlich benachteiligt

Die Gesundheit von Kindern und Jugendliche stand im Fokus der 5. Präventionskonferenz, die das Strategieforum Prävention im Land Bremen am 01. Oktober 2024 ausgerichtet hat. Der Begriff Gesundheit umfasste ein weites Feld, von psychischer Gesundheit über gesunde Mediennutzung bis zu Bewegungsanreizen wurde das Thema vor den etwa 90 Teilnehmer:innen der Konferenz  im Forum K beleuchtet. Zuvor begrüßte sie Dr. Svenja Jacobs, Federführung des Strategieforums, sowie Jennifer Müller-Wilckens von der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz.

Zunächst stellte Prof. Dr. Hajo Zeeb vom Leipnitz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS in seinem Vortrag die Präventionsbedarfe bei Bremer Kinder und Jugendlichen vor und welche Maßnahmen dafür ergriffen werden bzw. noch nötig sind. Anhand von zahlreichen Studien legte er dar, dass der Trend bei der Gesundheit der 0- bis 18-Jährigen tendenziell ungünstig ist. Die besonderen Spitzen während der Corona-Phase z.B. bei Übergewicht oder psychischen Gesundheit konnten mittlerweile abgeschwächt werden, sind allerdings immer noch sichtbar. Die Maßnahmen, z.B. die Gefas in den Schulen und Quartieren, lobte Zeeb als Vorreiter. Allerdings befinden sich alle Angebote in einer schwierigen Situation, da sie es mit einem hohen Anteil Alleinerziehender, einer hohen Armutsquote bei Kindern und Jugendlichen und einem hohen Migrationsanteil zu tun haben. „Hier müssen noch viele strukturelle Verbesserungen geschehen“, mahnte Zeeb, „damit die vielen guten Player in Bremen noch besser zusammenarbeiten können, um die massiven Probleme in Bremen zu bewältigen.“ Themen für die Zukunft sah er mit Blick auf den Trend zu E-Zigaretten bereits bei Heranwachsenden, den Umgang mit digitalen Medien und den Zusammenhang von Klimawandel und Kinder- und Jugendgesundheit. Am Ende betonte der Epidemiologe die Lebenslaufperspektive, also die Bedeutung von guter Gesundheit im Kinder- und Jugendalter als beste Voraussetzung für ein gesundes langes Leben.

Psyche, Medien und Bewegung im Mittelpunkt

Anschließend stellten drei Projekte mit unterschiedlichen Schwerpunkten ihre Arbeit vor. Psychische Gesundheit steht im Mittelpunkt sowohl der KIPSY (Kinder- und Jugendpsychiatrische Beratungsstelle) im Gesundheitsamt Bremen als auch der ReFaps (regionale Fachkräfte für psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen) der LVG & AFS Niedersachsen Bremen und dem Klinikum Ost in der Gesundheit Nord. Insgesamt sahen Dr. Maike Lipsius und Dr. Claudia Wagner erschreckend viel Bedarf, den ihre Einrichtungen zusammen mit anderen Anbietern im Quartier abdecken. Es geht ihnen darum, die seelische Gesundheit der Kinder und Jugendliche zu stärken, aber auch Eltern und Erzieher:innen zu sensibilisieren und zu informieren, zum Beispiel zu der Frage, was Kinder brauchen, um gesund aufzuwachsen, oder an wen sie sich wenden können bei weitergehendem Bedarf.

Die Förderung eines gesunden Umgangs mit Medien von Sechs- bis Sechzehnjährige und ihren Eltern ist die Idee eines Projektes, dass Julia Törper und Merle Flemming von der LVG & AFS vorstellten. In Workshops an Grundschulen, Aktionen in Freizis und begleitenden Elternangeboten sollen Kinder und Jugendliche in ihrem Medienalltag „abgeholt“ werden und diesen selbst kritisch reflektieren lernen: „Der gesunde Umgang mit den Medien muss erarbeitet werden, auch von den Erwachsenen.“

Bereits Grundschulkinder körperlich zu aktivieren ist Ziel des Projektes „Bremen bewegen“ von Werder Bremen und Sportgarten e.V.. Mit Bewegungstagen an den Schulen und Bewegungsangeboten auch an den Nachmittagen sowie eine Ausbildung zum Bewegungscoach für Neunt- und Zehnklässler:innen wollen sie Sportangebote nachhaltig im Alltag der Kinder und Jugendlichen verankern.

Kleingruppenarbeit: Einbindung der Bezugspersonen ist wichtig

Nach der Mittagspause tauschten sich die Teilnehmer:innen in Kleingruppen aus, um die Themen des Vormittags zu vertiefen. In der Gruppe zur Bewegungsförderung wurde intensiv darüber diskutiert, dass die Umsetzung von Bewegungsangeboten nicht primär durch Ehrenamtlich gewährleistet werden kann. Diese stehen weder in ausreichendem Maße zur Verfügung, noch kann auf diese Weise eine gleichbleibende Qualität gewährleistet werden.

In der Gruppe zur Medienkompetenz wurden notwendige Maßnahmen diskutiert, damit Kleinkinder, Schulkinder und auch Jugendliche einen gesunden Umgang mit Medien erlernen können. In allen Fällen ist es wichtig, die Kompetenzen der erwachsenen Bezugspersonen zu steigern, damit diese als gute Vorbilder fungieren können. Gerade über Gemeinschaftseinrichtungen sollten Kinder und Jugendliche auch direkt geschult werden. Wichtig ist es dabei kultursensibel zu handeln und die vorhandenen Kompetenzen der Zielgruppe zu nutzen.  

Größten Zulauf hatte die Kleingruppe zur psychischen Gesundheit. Dort wurden intensiv im Rahmen eines Worldcafés diskutiert. Als besonders notwendig und effektiv wurde die partizipative Projektarbeit mit Eltern und Kindern in den Quartieren identifiziert. Projekte sollten stets so gestalten sein, dass sie zur Lebensrealität der Personen passen, die angesprochen werden sollen.

Zusammenarbeit ist weiter zu intensivieren

In einem kreativen Impro-Theaterstück fasste die Moderatorin Sandra Masemann und ihre Kollegin Dorit David den Tag zusammen. Am Ende zog die Federführung des Strategieforums, Svenja Jacobs, das Fazit, dass im Land Bremen bereits viele dafür getan wird, die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Diese Strukturen zu verstetigen und die Zusammenarbeit der Akteure zu intensivieren, sei die Aufgabe der nächsten Jahre.