vdek: Heute ist ein besonderer Tag für Sie…
Arne Trumann: Ja, genau heute vor neun Jahren ist die Sepsis bei mir ausgebrochen. Ich hatte mir ein paar Tage zuvor eine leichte Rachenentzündung eingefangen, eigentlich ein harmloser Infekt. Ich war auch schon wieder bei der Arbeit gewesen. Abends mir ging es plötzlich innerhalb kurzer Zeit so elend, dass meine Frau den ärztliche Notdienst gerufen hat. Leider hat der Arzt nicht erkannt, was mit mir los war. Hätte er an Sepsis gedacht, wären nicht so viele wertvolle Stunden verlorengegangen. Erst auf der Intensivstation des Krankenhauses wurde erfasst, dass ich einen septischen Schock hatte. Das hat mir das Leben gerettet.
vdek: Warum ist es so wichtig über Sepsis aufzuklären – in Hamburg genauso wie in anderen Bundesländern?
Arne Trumann: Es sollen mit der Kampagne möglichst viele Menschen aller Altersgruppen erreicht werden, auch über das Internet. Es kommt bei dieser Krankheit auf jede Minute an. Um bei einer Sepsis das Ruder herumreißen zu können, muss man sie sehr, sehr frühzeitig feststellen. In Hamburg, genauso wie in anderen Bundesländern, wird Sepsis häufig zu spät erkannt. Viele der mindestens 75.000 Sepsis-Todesfälle im Jahr in Deutschland wären vermeidbar. Genauso die schwerwiegenden Folgen, mit denen Erkrankte ihr Leben lang zu kämpfen haben, etwa mit Gliedmaßen, die verlorengehen. So eine Hand wächst nicht wieder nach, da gibt es kein Zurück.
vdek: Welche Rolle spielt Corona?
Arne Trumann: Während der ersten Wochen mit Corona war Sepsis kein Thema. Inzwischen ist aber klargeworden, dass ein nicht unerheblicher Teil der Corona-Toten eine Sepsis erlitten hatte und letztendlich daran verstorben ist. Ältere Menschen etwa, die schon geschwächt waren und bei denen sich dann im Zusammenspiel mit Corona heftige Reaktionen entwickelt haben.
vdek: Was wäre Ihr Wunsch: Was soll die Kampagne konkret erreichen?
Arne Trumann: So viele Menschen wie möglich sollten künftig die Anzeichen für Sepsis „auf dem Zettel“ haben – Ärzte, Pflegekräfte, größere Teile der Bevölkerung. Die Informationen sollten so breit wie möglich gestreut werden, etwa auch in den Betrieben, die das Thema aufgreifen könnten. Dann könnte Patienten und ihren Familien viel Leid erspart bleiben.