Landespolitik und Krankenkassen diskutierten im Stuttgarter Hospitalhof über die Zukunft der Krankenhäuser in Baden-Württemberg

Qualität als zentrales Gestaltungskriterium

Angesichts immer weiter steigender Kosten – 2015 gibt die gesetzliche Krankenversicherung 73,5 Milliarden Euro für die Krankenhausbehandlung aus – sind strukturelle Änderungen in der baden-württembergischen Krankenhauslandschaft unausweichlich, betonte Konrad Ehing von der B 52-Verbändekooperation bei der gesundheitspolitischen Veranstaltung der vier Kassenarten BKK, IKK classic, Knappschaft und Ersatzkassen am Donnerstag in Stuttgart. Baden-Württemberg sei zwar anderen Ländern weit voraus. Doch müsse das Land jetzt den Impuls des Krankenhaus-Strukturgesetzes nutzen, um die Angebotsstruktur zu straffen und Fehlversorgung abzubauen. Hierzu sieht das neue Gesetz einen Strukturfonds aus Steuermitteln vor. Um Gelder daraus zu erhalten, müssen die Bundesländer die gleiche Summe aus eigenen Mitteln kofinanzieren. Sozialministerin Katrin Altpeter sicherte zu, diese Kofinanzierungsmittel „außerhalb der Investitionskostenförderung bereitzustellen“, um nötige Umwandlungsprozesse zu unterstützen. Bei voller Kofinanzierung können so für Baden-Württemberg insgesamt bis zu 130 Mio. Euro eingesetzt werden.

Auf den ersten Blick steht das Land in Sachen Krankenhausversorgung gut da, wie Dr. Boris Augurzky vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung darlegte. Die Baden-Württemberger haben bundesweit die längste Lebenserwartung und gehen am seltensten ins Krankenhaus, sodass die Krankenhauskosten pro Ein-wohner mit 864 Euro pro Kopf am niedrigsten sind. Dennoch ist die „wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser in Baden-Württemberg mit am schlechtesten“, so Augurzky: Die Hälfte der Krankenhäuser schrieb 2013 rote Zahlen, bundesweit tun das lediglich 30 Prozent. Augurzky empfahl als Lösungsansatz mehr Marktdynamik, die Bündelung von Kapazitäten und höhere Investitionen.

Auch wenn die grün-rote Landesregierung die Investitionskostenförderung in den vergangenen Jahren um 35 Prozent erhöht hat, so bleibe dennoch eine Lücke, die es zu füllen gilt, legte Augurzky dar. Dass jedoch mehr Geld allein die Problematik nicht lösen kann, zeigte sich in der anschließenden Podiumsdiskussion. Es müssen auch die Strukturen der Krankenhausversorgung im Land geändert werden. Einig waren sich die Vertreter der vier Landtagsfraktionen Jochen Haußmann (FDP/DVP), Bärbl Mielich (Bündnis 90/die Grünen), Stefan Teufel (CDU) und Florian Wahl (SPD) mit Walter Scheller (B 52-Verbändekooperation), dass Qualität dabei das entscheidende Gestaltungskriterium sein muss. Dabei sei eine stärkere Spezialisierung im Sinne des Patientenschutzes dringend geboten, forderte Anton Haupenthal von der B 52-Verbändekooperation in seinem Schlusswort.

Ihre Positionen zur Krankenhausversorgung in Baden-Württemberg hat die B 52-Verbändekooperation auch in einem entsprechenden Faktenpapier niedergelegt.

Kontakt

Frank Winkler
Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek)
Landesvertretung Baden-Württemberg

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