Die Herausforderung für unser Gesundheitswesen lautet: „Sektoren übergreifend denken und handeln, d. h. umsetzen! Nicht nur allein darüber sprechen, sondern praktisch werden. Alle wesentlichen Akteure müssen mit ins Boot genommen werden!“
Der Verband der Ersatzkassen (vdek) machte als Vertreter der mit finanzierenden Pflegekassen deutlich, dass er auf die heutigen Ergebnisse des Projektes „Bewegung – auch für den Kopf!“ gespannt sei; entscheidend sei darüber hinaus der Ausblick auf die Praxis. Gerade Letzteres ist für die Kranken- und Pflegekassen, die den Auftrag haben, eine flächendeckende gesundheitliche Versorgung zu organisieren, von essentieller Bedeutung. Vorgestellt wurden an diesem Tag die wissenschaftlichen Ergebnisse und praktische Anregungen für einen bewegte(re)n Alltag mit Demenz.
Im Beisein von Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha MdL nahmen an der Veranstaltung am 5. Dezember über 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Hospitalhof in Stuttgart teil. Mit über 6.500 Mitgliedern ist die Sportvereinigung Feuerbach der drittgrößte Sportverein in Stuttgart und der zwölftgrößte in Baden-Württemberg. Im Rahmen des Rehabilitationssports betreuen sie mittlerweile über 700 Menschen. Aufbauend auf diesen vielseitigen Erfahrungen entwickelte die Sportvereinigung Feuerbach gemeinsam mit der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg und ihrer Vorsitzenden Sylvia Kern, dem Institut für Sport und Bewegungswissenschaft der Universität Stuttgart und dem Institut für Sportwissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster im Jahr 2012 das Projekt „Bewegung – auch für den Kopf“. Der Startschuss erfolgte im Februar 2013.
Demenzpatienten profitieren offensichtlich – so die Ergebnisse - sowohl von einem kognitiven Training als auch von einem Koordinations-, Ausdauer- oder Krafttraining hinsichtlich ihres kognitiven und motorischen Status.
Frank Winkler vom Verband der Ersatzkassen (vdek) machte deutlich, was für die Kranken- und Pflegekassen wichtig ist und was erreicht werden soll: „So sind die Verbreitung und die Nachhaltigkeit von großer Bedeutung. Bestehende Netzwerke und Verbandsstrukturen, z. B. der Landessportverband, sind zu nutzen. Nachhaltigkeit ist für uns dann gegeben, wenn das Angebot an alle Patienten weitergegeben und aufrechterhalten wird. Was mir an diesem Modellprojektansatz gefällt, ist, dass es generationenübergreifend ist. Sportstudierende besuchen Senioren. Er ist außerdem integrativ: Demenzgruppen finden parallel zu Fitnessgruppen im vereinseigenen Fitnesszentrum statt. Er ist innovativ, da ein enger Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis stattfindet. Das Projekt ist niederschwellig, weil es einen einfachen Einstieg in die Bewegungsgruppen gibt.
Das Projekt ist vernetzt, weil die Alzheimer-Gesellschaft Baden-Württemberg mit ihrer psychosozialen Beratung und Betreuung der Gesprächsgruppen mitzieht. Es ist sozial, weil es alltagspraktische Gespräche sowie Unterstützung von Patienten und Angehörigen beim Hausbesuch gibt. Das Modellprojekt unterstützt insgesamt Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Demenz. Wir finden hier bürgerschaftliches Engagement vor und wir sind in einer wahrhaft demenzfreundlichen Kommune, es besteht ein generationenübergreifendes Wohnprojekt.“ Frank Winkler hob besonders hervor: „Was uns ganz wichtig ist - mit dem Ortsbus Feuerbach ist die Mobilität gegeben. Wir wollen Selbständigkeit erhalten und tun dies mit der Förderung der Eigenständigkeit, unbedingt genannt werden muss das soziale Engagement: die Vereinsstruktur, der Ehrenrat und die Seniorengruppen. Bemerkenswert ist vor allem auch die Kombination aus betreutem Heimtraining und Gruppentraining. Und was uns ganz wichtig ist, es wird Sektoren übergreifend gedacht und gehandelt.“
Zum Hintergrund:
Unterstützt wurde das dreijährige Projekt durch Minister Manne Lucha MdL, zur einen Hälfte aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg sowie - im Rahmen einer paritätischen Finanzierung - zur anderen Hälfte von den gesetzlichen Pflegekassen sowie der privaten Pflegeversicherung. Die Kosten für das Modellprojekt beliefen sich auf insgesamt 93.300 Euro. Bei diesem Projekt handelt es sich um ein Projekt zur „Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen nach § 45 c SGB XI, also um die Förderung eines Modellvorhabens.
Kontakt
Frank Winkler
Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek)
Landesvertretung Baden-Württemberg
Tel.: 07 11 / 2 39 54 - 19
E-Mail: frank.winkler@vdek.com