Wie altern Migranten? - Ersatzkassen verleihen vdek-Zukunftspreis 2016

Johanniter-Seniorenhaus in Heilbronn gewinnt vdek-Zukunftspreis 2016 - "Betreuung mal anders … - Technik unterstützt Integration"

Die Freude bei der Entgegennahme des vdek-Zukunftspreises 2016 in Berlin durch die Einrichtungsleiterin Beate Tsiaousidis-Gertling und Betreuungsassistentin Alexandra Lesniewski vom Johanniter-Haus Heilbronn war nach dem informativen Filmeinspieler bei der Vorstellung deutlich sichtbar. Sie nahmen den Preis für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entgegen. „Das motiviert unser Team auf diesem Wege weiter zu machen“, ließen sie Frank Winkler vom vdek Baden-Württemberg bei der Preisübergabe in Berlin wissen.

Das Johanniter-Haus Heilbronn ist eine interkulturelle Einrichtung, deren Bewohner aus neun Nationen stammen und deren Mitarbeiter mit insgesamt 16 Nationalitäten vertreten sind. Migranten leben häufig „sprachlos“ in den Einrichtungen, weil die Betreuungs- und Beschäftigungsangebote fast ausschließlich in deutscher Sprache angeboten werden. Je älter und kränker die Bewohner werden, desto weniger wird Deutsch gesprochen, am Ende kehren die meisten zu ihrer Muttersprache zurück. Aus diesem Grund kamen die Mitarbeiter der Einrichtung auf die Idee, die bereits in der Einrichtung vorhandenen Tablets, die auf die Betreuung demenzkranker Bewohner ausgerichtet sind, und sehr häufig zum Einsatz kommen, auch für die Betreuung von Bewohnern mit Migrationshintergrund zu programmieren.

Christian Zahn, Verbandsvorsitzender des vdek und Vorsitzender der Zukunftspreis-Jury, betonte in seiner Rede, welche bedeutende Rolle die Faktoren wie die persönliche Wanderungsgeschichte, gesundheitliche Vorbelastungen, kulturell-religiöse Anschauungen, der Bildungsstand und der Integrationsgrad bei der gesundheitlichen und pflegerischen Betreuung von Menschen mit Migrationshintergrund spielen. „Bei der Versorgung von kranken und pflegebedürftigen Menschen mit Migrationshintergrund ist es wichtig, dass kulturelle und sprachliche Barrieren überwunden werden. Die vier preisgekrönten Projekte zeigen auf, wie dies gelingen kann. Sie bieten Hilfestellung, um Sprach-, Informations- und Kommunikationsprobleme zu überwinden und bestehende Hilfsangebote besser zugänglich zu machen.“

Sprachlosigkeit vermeiden, Teilhabe erhalten

Für die hauseigenen Tablets entwickeln die Mitarbeiter im Johanniter-Haus Heilbronn kulturspezifische Inhalte in den vielen Landessprachen ihrer Bewohner. So wird die Sprachlosigkeit vermieden, wenn Pflegebedürftige mit Migrationshintergrund in der letzten Lebensphase in ihre Erstsprache zurückfallen. In dem Johanniter-Haus Heilbronn, einer Pflegeeinrichtung, leben Menschen aus neun Nationen. Etwa ein Drittel der 89 Bewohner hat einen Migrationshintergrund, die meisten von ihnen stammen aus Rumänien, Russland und Polen.

Um den Zugang zu den Bewohnern gerade in der letzten Lebensphase zu erhalten, setzt das Johanniter-Haus bei seinen Mitarbeitern auf Internationalität und Mehrsprachigkeit. So werden die unter den Bewohnern vertretenen kulturellen und sprachlichen Hintergründe abgedeckt. Nicht nur die verschiedenen Sprachen, sondern auch landestypische Küche, Musikinstrumente und andere Dinge werden in die Betreuungs- und Beschäftigungsangebote integriert. Schließlich entstand die Idee, auch das Tablet „Media Dementia“ interkulturell weiterzuentwickeln. Jeder der vier Wohnbereiche des Hauses verfügt über ein solches Gerät, das Inhalte wie Rätsel und Spiele speziell für Demenzkranke enthält. In einer Projektgruppe, in der Mitarbeiter aus allen Bereichen des Hauses vertreten sind, wurden Länderprofile angelegt und mit kulturspezifischen Inhalten in der jeweiligen Sprache gefüllt: Filme, Rätsel, Spiele, Volkslieder, landestypische Bilder und Symbole. Außerdem finden sich darauf Informationen über das Haus, etwa der aktuelle Speiseplan, in allen Sprachen. Die Inhalte werden ständig ergänzt und angepasst. Für Bewohner und Mitarbeiter hat sich das Projekt bewährt und die multikulturellen Tablets sind eine wichtige Unterstützung geworden, um die Partizipation der Bewohner bis ans Lebensende zu erhalten.

Die diesjährigen vdek-Zukunftspreise gehen an nachfolgende Projekte:

  • „Häusliche Unterstützung für Menschen mit Demenz aus dem Herkunftsland Türkei“, der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Köln

  • „Interkulturelle Hospizarbeit“ des Bildungsinstituts im Gesundheitswesen in Essen

  • „Die Pflegetipps – Palliativ-Care“ der Deutschen Palliativ-Stiftung aus Fulda

  • „Betreuung mal anders“ … - Technik unterstützt Integration“ des Johanniter-Hauses Heilbronn

Zum Hintergrund:

Können Verständnis-, Sprach- oder Zugangsbarrieren bei älteren Menschen mit Migrationshintergrund abgebaut oder überwunden werden? Mit dem diesjährigen 7. Zukunftspreis des Verbands der Ersatzkassen (vdek) haben Techniker Krankenkasse (TK), BARMER GEK, DAK-Gesundheit, KKH Kaufmännische Krankenkasse, Handelskrankenkasse (hkk) und HEK – Hanseatische Krankenkasse vier Projekte ausgezeichnet, die eindrucksvoll aufzeigen, wie dies gelingen kann.

Der vdek-Zukunftspreis 2016 wurde unter dem Motto „Alterung der Migrationsgeneration – interkulturelle Versorgungskonzepte für eine sich verändernde Seniorengeneration“ ausgelobt. Auch in diesem Jahr stieß der Wettbewerb mit 36 Bewerbungen auf große Resonanz. Der vdek-Zukunftspreis wird seit 2010 jährlich verliehen. Mit diesem würdigen die Ersatzkassen Weg weisende Ideen und Best-Practice-Konzepte zur medizinischen Versorgung. Eine fachkompetente Jury aus Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Gesundheitswesen bewertet dazu unter anderem die versorgungspolitische Relevanz der eingerichteten Projekte, qualitative Aspekte und Zielgruppenorientierung.

Der vdek stellt die vier Sieger in einer Sonderbeilage, die dieser Pressemitteilung beigefügt ist, vor. Weitere Informationen zur Preisverleihung finden Sie unter http://www.vdek.com/ueber_uns/vdek-zukunftspreis/zukunftspreis_2016.html

Kontakt

Frank Winkler
Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek)
Landesvertretung Baden-Württemberg

Tel.: 07 11 / 2 39 54 - 19
E-Mail: frank.winkler@vdek.com