Gesundheitspolitische Veranstaltung

Gesundheitsminister Lucha: „Krankenhausplanung muss Ländersache bleiben“

Wie wird sich die Krankenhausreform in Baden-Württemberg auswirken und was tun gegen den Fachkräftemangel? Darüber diskutierten Politik und Akteure aus dem Gesundheitswesen am gestrigen Mittwoch in Stuttgart.

„Mit der Krankenhausreform und der damit eng verknüpften Zukunft der Krankenhäuser greifen wir heute das derzeitige gesundheitspolitische Megathema auf“, sagte Michael Mruck von der B 52-Verbändekooperation Baden-Württemberg am 20.09.2023 im Stuttgarter Veranstaltungsforum „tHeo.2.meet“. Vor über 150 Gästen würdigte Mruck in seiner Begrüßung und Einführung in die Thematik, dass in Baden-Württemberg der Transformationsprozess im stationären Sektor entgegen vieler anderer Bundesländer längst in vollem Gange sei und in der Krankenhausplanung bereits einiges erreicht wurde. „Allerdings lassen sich mannigfaltige Probleme im Krankenhausbereich auch bei uns nicht wegdiskutieren“, so Mruck. Die Krankenkassen stünden für über 11 Milliarden Euro Einnahmen der Krankenhäuser in Baden-Württemberg. Damit verbunden sei eine hohe Verantwortung auch der gesetzlichen Krankenversicherung für die Krankenhausstrukturen in unserem Land. Mruck bot insbesondere dem Gesundheitsministerium für die in der B 52-Verbändekooperation zusammengeschlossenen Kassen eine „enge Zusammenarbeit bei allen Fragen der zukünftigen stationären Versorgung“ an.

Der baden-württembergische Gesundheitsminister Manne Lucha sagte hierzu in seiner Keynote, dass die Krankenkassen kontinuierlich gebraucht würden und es große Übereinstimmungen gebe, „aber jetzt brauchen wir ein Primat der Politik mit klaren Vorgaben“. Lucha, gleichzeitig Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz, zeigte sich zuversichtlich, dass eine Krankenhausreform zwischen Bund und Ländern gelingt. Am Entwurf des Bundesgesetzes würde nun mit einer klaren Systematik gearbeitet. Die beteiligten vier Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg seien in den Zielvorstellungen sehr nahe beieinander. „Wir können uns aufeinander verlassen“, so Lucha, der gleichzeitig betonte, dass Krankenhausplanung Ländersache bleiben müsse.

In der anschließenden Diskussion, moderiert von Dr. Florian Staeck von der Ärzte-Zeitung, wurde die Frage vertieft, wie die Modernisierung der Krankenhauslandschaft gelingen kann.

Prof. Dr. Jan Steffen Jürgensen, Medizinischer Vorstand und Vorstandsvorsitzender am Klinikum Stuttgart forderte sinnvolle Veränderungsprozesse entsprechend zu moderieren, die Menschen im Übergang mitzunehmen und auf lokale Gegebenheiten Rücksicht zu nehmen.

Der erste Landesbeamter des Landkreises Calw, Dr. Frank Wiehe, stellte als gleichzeitiger Leiter der Projektgruppe, den Gesundheitscampus Calw vor. Die Bündelung von Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen soll ab Herbst 2024 eine neue Form der sektorenübergreifenden Versorgung einleiten – für Gesundheitsminister Lucha „die Blaupause unserer Regierungspolitik“, wie er in der Diskussion sagte.

Kai Swoboda von der B 52-Verbändekooperation wies darauf hin, dass „sektorenübergreifende Einrichtungen mit vielen Behandlungs- aber auch Beschäftigungsmöglichkeiten eine Alternative darstellen, den zunehmenden Pflegebedarf bei einer sinkenden Anzahl von Arbeitskräften besser zu bewältigen.“

Was tun gegen den Fachkräftemangel?

Im Mittelpunkt des zweiten Teils der Veranstaltung standen konkrete Umsetzungsstrategien und die Frage, finden die Krankenhäuser noch das notwendige Personal, um auch in neuen stärker zentralisierten Krankenhausstrukturen die Versorgung der Patientinnen und Patienten bestmöglich sicherzustellen?“

Dr. Susanne Koch, Geschäftsführerin Operativ der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, zeigte auf, dass Gesundheitsberufe zu den „Top Ten der Engpassberufe“ gehören. Sie prognostizierte, dass sich der Fachkräftemangel noch verschärfen werde. Alle Potentiale müssten genutzt werden, sowohl inländische als auch die Zuwanderung.

Der Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg Dr. Wolfgang Miller unterstützte dies. „Medizin lebt auch vom internationalen Austausch. Migration von Ärztinnen und Ärzten ist sinnvoll und findet immer mehr statt“, so Miller.

Prof. Dr. Andreas Beivers, Professor für Volkswirtschaftslehre und Gesundheitsökonomie der Hochschulen Fresenius GmbH, stellte fest, dass in Deutschland gegenüber anderen Ländern mehr Ärzte und Pflegepersonal mehr stationäre Fälle versorgen müssen. Eine Krankenhausreform mit stärkerer Zentralisierung bedeute aber nicht gleichzeitig, dass das Personal von einem Krankenhaus zum anderen zieht. „Uns ist auch nicht geholfen, wenn das Personal aus dem Beruf aussteigt“, so Beivers.

Jacqueline Kühne von der B 52-Verbändekooperation Baden-Württemberg schlug abschließend vor, das Thema Fachkräftesicherung im Gesundheitswesen auf allen Ebenen der Politik, im Bildungsbereich, in der Wirtschaft und in der Verwaltung stärker in den Fokus zu nehmen und „gemeinsam mit unseren Gesundheitspartnern wie Ärzten, Zahnärzten und Apotheken gute Lösungen zu erarbeiten“.

Für die B 52-Verbändekooperation Baden-Württemberg schloss Anton Haupenthal die Veranstaltung mit einem Appell: „Die Menschen müssen viel stärker bei den Transformationsprozessen im stationären Sektor mitgenommen werden.“ Im Mittelpunkt der Reform müsse immer der Patient und sein Wohl stehen. „Bei der Krankenhausreform darf deshalb nicht nur der kleinste gemeinsame Nenner übrigbleiben“, so Haupenthal.

Pressemitteilung vm 21. September 2023 zum Download „Die Zukunft der Krankenhäuser in Baden-Württemberg“ Die Zukunft der Krankenhäuser in Baden-Württemberg - Gesundheitsminister Lucha: „Krankenhausplanung muss Ländersache bleiben“

Gesundheitspolitische Veranstaltung der B 52-Verbändekooperation vom 20.09.2023 in Stuttgart

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