Durch kleine Veränderungen begannen die Kursteilnehmerinnen nun, in ihrem Alltag Freiräume zu schaffen. „Dabei hat sich die Tiny Habit Methode bewährt, mit der niedrigschwellig neue Gewohnheiten etabliert werden.“ So empfahl sie, nach jedem Mittagessen eine Sanduhr umzudrehen, auf die Atmung zu achten und der Sanduhr beim Ablaufen zuzuschauen. Andere berichteten, dass sie, immer wenn sie wütend auf ihren Partner waren, den Raum verlassen und sich im Garten sammeln.
Die nächste Stufe des Raumschaffens war für die meisten, den Partner zeitweise in einer Tagesstätte unterzubringen und so die Situation zu ändern, oder wenn dies nicht möglich schien, ihre Bewertung der Situation zu verändern. Mittlerweile war die Gruppe soweit zusammengewachsen, so Godt, dass sie sich schrittweise in Richtung einer Selbsthilfegruppe entwickeln konnte. Das nächste Ziel: Die Teilnehmerinnen unterstützen sich weiterhin langfristig, tauschen sich aus und motivieren sich, die gelernten Resilienz-Methoden in den Alltag zu integrieren. Und um die Erfahrungen aus diesem ersten Projekt umzusetzen, wird bereits eine zweite Gruppe für pflegende Angehörige angeboten.
Prävention muss früher beginnen
Gruppenleiterin Ann-Katrin Godt resümiert rückblickend: „Die meisten Teilnehmerinnen waren zu Beginn körperlich, emotional und geistig erschöpft, so dass es nicht möglich war, einen klassischen Resilienzkurs anzubieten. Der Kurs musste kontinuierlich an die Entwicklung der Teilnehmerinnen und an ihre Tagesform angepasst werden.“
Als Konsequenz würde sie sich wünschen, dass pflegende Angehörige viel eher erreicht und unterstützt werden und nicht erst an ihre physischen und psychischen Grenzen stoßen. Idealerweise könne bereits der Arzt, der z.B. die Diagnose Demenz stellt, auf Hilfsangebote hinweisen. „Wenn die Angehörigen erst später an einem Resilienzkurs teilnehmen, bedeutet dies einen langen begleiteten Prozess, der über einen konventionellen Kurs weit hinausgeht.“