Jeder zweite Deutsche besitzt nur eine geringe Gesundheitskompetenz
Eine Studie der Universität Bielefeld belegt, dass mehr als die Hälfte der Deutschen eine geringe Gesundheitskompetenz besitzt. Die digitale Gesundheitskompetenz ist sogar bei 75,8 Prozent nur gering. Der Anteil von Menschen mit geringer (digitaler) Gesundheitskompetenz liegt unter den vulnerablen Bevölkerungsgruppen, wie Menschen mit weniger Bildung, ältere, ggf. chronisch kranke Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund, zum Teil über 80 Prozent. Diese Ergebnisse machen deutlich, dass Gesundheitskompetenz insgesamt in Deutschland ungleich verteilt ist.
Eine geringe Gesundheitskompetenz kann zur Folge haben, dass Betroffene schlechte Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten entwickeln und häufiger erkranken. Der subjektive Gesundheitszustand ist oftmals schlechter als bei Menschen mit hoher Gesundheitskompetenz.
Digitale-Versorgung-Gesetz schafft Grundlage für Kompetenzförderung
Das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) wurde im Dezember 2019 eingeführt und soll dieser Ungleichverteilung entgegenwirken. Gleichzeitig soll die Digitalisierung des Gesundheitswesens stärker voranschreiten. Viele Versicherte nutzen bereits Gesundheits-Apps, z.B., um ihre Blutzuckerwerte zu dokumentieren. Laut DVG müssen derartige Apps vom Arzt verschrieben werden. Die Kosten trägt die gesetzliche Krankenversicherung. Die gesetzlichen Krankenkassen sind durch das DVG verpflichtet, Angebote zur Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz zu erstellen. Versicherte können so etwa den Umgang mit Gesundheits-Apps oder der elektronischen Patientenakte erlernen. Ziel ist es, eine aktive Befähigung aller Versicherten zu schaffen, gleichberechtigt und selbstbestimmt digitale Angebote zur Gesundheitserhaltung und –förderung zu nutzen.
Ersatzkassen fördern Gesundheitskompetenz mit eigenen Angeboten
Die Ersatzkassen unterstützen ihre Versicherten mit Projekten und passgenauen Versorgungsangeboten dabei, die individuelle allgemeine wie auch die digitale Gesundheitskompetenz auf- und auszubauen. Damit leisten sie wichtige Aufklärungsarbeit, um ihren Versicherten so eine noch bessere und individuellere Versorgung anbieten zu können. Aktuell ist im Sommer 2022 auch das Ersatzkassen-Vorhaben "Gesund digital - Fit für Apps und Internet" gestartet.
Der Aufbau digitaler Gesundheitskompetenz ist letztlich eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Neben den Patientinnen und Patienten müssen auch alle an der Versorgung beteiligten Akteure miteinbezogen werden. Gesundheitskompetenz beruht nicht allein auf den persönlichen Fähigkeiten eines Menschen, sondern hängt auch von der Komplexität und eventuellen Zugangsbarrieren in der jeweiligen Lebenswelt ab. Es empfiehlt sich deshalb, bei Angeboten zur Förderung der Gesundheitskompetenz nicht nur individuell zu fördern, sondern auch die Strukturen des Gesundheitssystems mit allen Akteuren zugänglicher zu machen. Nur so können die Anwendungsfelder der Digitalisierung auch genutzt werden.