vdek: „Wir haben ein Verteilungsproblem - zu viele Hausärzte in den Ballungsräumen des Landes, aber nur wenige wollen aufs Land“

Derzeit wird in den Medien über eine sachgerechte Bedarfsplanung und die ärztliche Vergütung diskutiert. Hierzu nimmt Walter Scheller, Leiter der vdek-Landesvertretung Stellung: „Es sollte mehr über die sinnvolle Verteilung der Ärztinnen und Ärzte im Land sowie die Möglichkeiten zum Abbau der Überversorgung gesprochen werden, als ausschließlich über Möglichkeiten zu diskutieren, wie die Vergütung der Ärzte verbessert werden kann.“

Zum Hintergrund: Das vor drei Jahren in Kraft getretene Versorgungsstrukturgesetz I hat die Probleme in der vertragsärztlichen Versorgung nicht gelöst. Das von der Großen Koalition geplante Versorgungsstrukturgesetz II müsse daher verbindlichere Regelungen und Instrumente zum Abbau von Überversorgung vorgeben und gleichzeitig konsequent die Versorgungsengpässe im hausärztlichen Bereich in ländlichen Regionen in den Fokus stellen.

„Die ärztliche Versorgung ist in den vergangenen Jahren deutlich teurer geworden. Neben dem Kollektivvertrag investieren die Ersatzkassen auch Geld in Hausarztverträge. Aber nach wie vor bestehen große Verteilungsprobleme. Auch ein Hausarztvertrag bewegt keinen Arzt dazu, sich im ländlichen Raum niederzulassen. Solange eine Förderung nach dem Gießkannen-Prinzip auch in Bereichen der Überversorgung erfolgt, werden sich die neuen Ärztinnen und Ärzte auch weiterhin am liebsten in Ballungsräumen niederlassen, welche bereits überversorgt sind.“, ist Walter Scheller überzeugt.

Finanzielle Anreize für Ärzte sollten daher zielgerichteter erfolgen, etwa in Form eines festgelegten regionalen Preiszuschlags für Leistungserbringer in unterversorgten bzw. von Unterversorgung bedrohten Regionen.

Nach der neuen Bedarfsplanung fehlen - gemessen an einem Versorgungsgrad von 100 Prozent - in Baden-Württemberg 78 Hausärzte; dem steht die Zahl von 650 überzähligen Hausärzten vor allem in den Ballungsräumen gegenüber. Versorgungsengpässe gibt es derzeit nur punktuell vor allem bei den Hausärzten in ländlichen Regionen. Perspektivisch wird sich die Versorgungssituation hier verschärfen.

Der Praxisaufkauf in überversorgten Regionen hat sich in der jetzigen Ausgestaltung als stumpfes Schwert erwiesen. Deshalb muss das Letztentscheidungsrecht der Kassenärztlichen Vereinigungen abgeschafft werden.

Flankiert werden muss dies darüber hinaus durch eine flexiblere Zulassung, Reduzierung von Bereitschaftsdiensten durch eine gemeinsame Notfallversorgung. Der Weg der gemeinsamen Notfallversorgung ist in Baden-Württemberg bereits beschritten worden. Weiter müssen günstigere Kredite für Ärzte, die auf das Land wollen, gewährt werden. Nicht zuletzt müssen die Krankenhäuser geöffnet werden.

 

Kontakt

Frank Winkler
Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek)
Landesvertretung Baden-Württemberg

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