4. Hamburger Gesundheitstreff des vdek: Krankenhausfinanzierung in Hamburg - Quo vadis?

In Deutschland – und damit auch in Hamburg – kennt die Zahl der Operationen in Kliniken seit Jahren nur eine Richtung: steil nach oben. „Die Mengenentwicklung nach der Einführung von Fallpauschalen ist in Deutschland stärker beobachtbar als in anderen Ländern“, sagte Prof. Dr. Jonas Schreyögg bei seinem Impulsvortrag auf dem 4. Hamburger Gesundheitstreff der vdek-Landesvertretung. Schreyögg, Direktor des Hamburg Center for Health Economics, hat von den Kassen und der Deutschen Krankenhausgesellschaft den Auftrag erhalten, bis zum nächsten Frühjahr zu untersuchen, warum Klinikchirurgen hierzulande so oft zum Skalpell greifen. „Allerdings schreitet in Deutschland die Alterung der Bevölkerung auch schneller voran als anderswo“, betonte der Gesundheitsökonom. Zudem seien die deutschen Fallpauschalen sehr an Prozeduren orientiert und enthielten viele zusätzliche Vergütungskomponenten. Es sei zu vermuten, dass beide Phänomene „substantielle Teile der Mengenentwicklung erklären“, so der Wissenschaftler. Der Faktor Qualität spiele bisher bei der Steuerung der OP-Zahlen so gut wie keine Rolle.

Kein guter Zustand, befand Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks, die frisch von den Koalitionsverhandlungen in Berlin zurückgekehrt war und von den Ergebnissen ihrer Arbeitsgruppe berichtete. „Wir wollen diese Legislaturperiode zur Qualitätsoffensive machen“, sagte die SPD-Politikerin bei der Podiumsdiskussion. Ein neues Qualitätsinstitut solle künftig Routinedaten der Krankenkassen zur Versorgung in Praxen und Kliniken auswerten und so veröffentlichen, dass die Ergebnisse auch für Bürger ohne medizinische Vorkenntnisse verständlich seien. Die Kassen sollten Modellvorhaben mit Kliniken umsetzen können, die besonders gute Qualität nachweisen.

Die Ansätze der möglichen Koalitionspartner zur Verbesserung der Behandlungsqualität gehen nach Ansicht von Dr. Claudia Brase, Geschäftsführerin der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft, grundsätzlich in die richtig Richtung. Allerdings müsse dabei darauf geachtet werden, dass dadurch nicht noch mehr Bürokratie entstehe.

„Schlechte Qualität wollen wir unseren Versicherten einfach nicht mehr zumuten,“ betonte die vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner.  Deshalb sollte zügig damit begonnen werden, bereits heute schon vom Gemeinsamen Bundesauschuss festgelegte Mindeststandards für rund 30 Leistungsbereiche zu nutzen, um Qualitätsdaten zu erheben – etwa anhand der Sterblichkeitsraten bei Gallenblasenentfernungen oder der Güte der Indikationsstellung bei bestimmten Herz-OPs. Wenn außerdem noch die Vorschläge zur Qualitätsverbesserung der Koalitionsarbeitsgruppe umgesetzt würden, werde der Fortschritt greifbar. „Das wäre ein Quantensprung für die Patienten“, sagte die vdek-Vorstandsvorsitzende.

Kathrin Herbst, Ulrike Elsner, Cornelia Prüfer-Storcks, Dr. Claudia Brase und Prof. Dr. Jonas Schreyögg vor einem vdek-Banner
Analysierten die Zukunft der Krankenhausfinanzierung: (v.l.) vdek-Landesvertretungsleiterin Kathrin Herbst, vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner, Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks, HKG-Geschäftsführerin Dr. Claudia Brase und Prof. Dr. Jonas Schreyögg, Direktor des Hamburg Center for Health Economics