2023

Gespräche am Wasser zur Kieler Woche 2023

Die verordnete Revolution: Wie kann die geplante Krankenhausreform gelingen?

Auf der traditionellen Veranstaltung des Verbandes der Ersatzkassen e. V. (vdek) am Donnerstag der Kieler Woche diskutierte vdek-Landeschefin Claudia Straub u. a. mit  Gesundheitsministerin Prof. Kerstin von der Decken und Prof. Reinhard Busse, Mitglied der Expertenkommission der Bundesregierung,  und Axel Post, dem Geschäftsführer der Klinik Manhagen über die geplante Krankenhausreform und deren Auswirkungen auf Schleswig-Holstein.

 

Zwei Frauen und zwei Männer - jeweils außen - stehen vor einem Segelschiff mit drei Masten

Die Hauptpersonen der diesjährigen Gespräche am Wasser: Prof. Reinhard Busse von der TU Berlin, Schleswig-Holsteins Gesundheitsministerin Prof. Kerstin von der Decken, vdek-Landeschefin Claudia Straub und Axel Post, Geschäftsführer der Klink Manhagen (v. l. n. r.)

In diesem Jahr fanden die „Gespräche am Wasser“ sogar noch näher am Wasser statt als sonst. Bei herrlichem Sommerwetter wurde die Veranstaltung kurzfristig aus dem Foyer des Sell-Speichers in den Innenhof verlegt: Open air und ganz nah dran an der Kieler Woche! Das hatte es zum letzten Mal vor 15 Jahren gegeben.

Viele Menschen sitzen auf Stühlen und Bänken in einem Innenhof unter freiem Himmel - im Hintergrund liegt ein Segelschiff

Level oder Leistungsgruppen?

Vor gut 100 Besuchern betonte Prof. Busse, Mediziner und Gesundheitsökonom von der TU Berlin, den dringenden Handlungsbedarf: „Die aktuelle Krankenhauslandschaft in Deutschland passt weder zum Qualitätsanspruch noch zum Versorgungsbedarf.“

Ein Mann mit Halbglatze und Bart spricht in ein Mikrofon und gestikuliert - im Hintergrund das Logo des vdek

Busse verteidigte das von der Regierungskommission vorgeschlagene Konzept, nach dem alle Kliniken in Versorgungs-Level eingestuft werden sollen. Er verwies zudem darauf, dass in Schleswig-Holstein überdurchschnittlich viele Patientinnen und Patienten mit den Diagnosen Brustkrebs und Herzinfarkt außerhalb von Zentren behandelt würden, die für diese Behandlungen zertifiziert seien.

Kritik von der Ministerin

Schleswig-Holsteins Gesundheitsministerin Prof. Kerstin von der Decken (CDU) bekräftigte hingegen ihre Kritik an der von der Regierungskommission vorgeschlagenen Level-Einteilung. Aus ihrer Sicht sei eine Krankenhausplanung auf der Grundlage von Leistungsgruppen, wie sie Nordrhein-Westfalen angeschoben hat, der sinnvollere Ansatz.

Eine Frau im blauen Blazer hält ein Mikrofon in der rechten Hand und gestikuliert mit der linken Hand

Mit Blick auf voraussichtlich steigende Patientenzahlen bei gleichzeitig schrumpfenden personellen und finanziellen Ressourcen sagte von der Decken: „Wir brauchen die Sicherstellung von Notfall- und Grundversorgung in der Fläche und eine Konzentration bei der Spezialisierung!“

Reformbedarf ist unumstritten

Auch Claudia Straub betonte die Notwendigkeit der Konzentration und Spezialisierung in der Kliniklandschaft. „Die gute Versorgung von Patienten muss im Mittelpunkt stehen, nicht der Erhalt aller Kliniken.“

Zwei Frauen und drei Männer an Stehtischen in angeregter Diskussion

Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (2. v. l.) betonte ausdrücklich und engagiert die Verantwortung der Bundesländer für die Krankenhausplanung. Moderator Dirk Schnack, Claudia Straub, Prof. Reinhard Busse und Axel Post (v. l. n. r.) hören aufmerksam zu.

Alle Diskutanten waren sich einig: Die Krankenhausreform muss kommen – und zwar schnell. Ministerin von der Decken prognostizierte, dass die stationäre Versorgung in Schleswig-Holstein nach der Reform anders sein werde - aber nicht schlechter! Sie werde sich in den Gesprächen zwischen Bund und Ländern weiter für die Bedürfnisse Schleswig-Holsteins stark machen. Ende Juni gebe es die „voraussichtlich letzte Bund-Länder-Runde“. Von der Decken geht offenbar von einer Verlängerung aus, um noch eine Einigung zu erzielen.

„Länder müssen Investitionen voll finanzieren“

Eine blonde Frau im blauen Blazer steht an einem Rednerpult - links im Anschnitt das Logo des vdek

Abschließend mahnte Claudia Straub, in der Diskussion über die Krankenhaus-Finanzierung nicht nur auf die Betriebskosten zu blicken. Ein großes Problem sei die seit vielen Jahren unzureichende Investitionskostenförderung durch die Bundesländer, die maßgeblich zu den aktuellen Problemen vieler Kliniken beigetragen habe. Hier müssten die Länder schnell und dringend ihrer gesetzlichen Verpflichtung nachkommen!

Darauf erwiderte Gesundheitsministerin von der Decken, dass dies in Schleswig-Holstein auch getan werde: „Die Landesregierung hat sich bereits im Januar 2023 darauf verständigt, zusätzliche Mittel für Krankenhausinvestitionen in Schleswig-Holstein zur Verfügung zu stellen.“