"Junge Selbsthilfe": Gesundheitsforum mit Verleihung des Hamburger Selbsthilfepreises 2016

Mit dem mit insgesamt 2.500 Euro dotierten Selbsthilfepreis drücken die Ersatzkassen ihre große Anerkennung aus für die Arbeit der vielfältigen Gruppen in der Hansestadt. Ausgezeichnet wurden in diesem Jahr zwei Initiativen, die sich für junge chronisch kranke Menschen engagieren. Der mit 1.000 Euro dotierte Preis für die Einzelleistung ging an die Hamburgerin Michelle Steiner, die an Multipler Sklerose leidet. Sie gründete die Selbsthilfegruppe „trotz allem bewegend“, die Menschen unterstützt, die sowohl körperlich als auch psychisch erkrankt sind. Außerdem entwickelte sie spezielle Yoga-Übungen für mobilitätseingeschränkte Senioren. Die Selbsthilfegruppe „NetzwerkStatt Krebs“ erhielt die mit 1.500 Euro dotierte Auszeichnung für die Entwicklung innovativer Angebote. Die Gruppe mit Ansprechpartnern auch in Hamburg gründete eine Internet-Plattform, über die sich junge Krebspatientinnen unkompliziert Rat holen sowie Treffen vor Ort organisieren können.

Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks überreichte die Preise und sagte, die Auszeichnungen stünden symbolisch für Wertschätzung. Die Selbsthilfe habe sich zur „vierten Säule“ im Gesundheitswesen entwickelt, sei wertvolle Ergänzung professioneller Einrichtungen. Vdek-Landeschefin Kathrin Herbst betonte, der Selbsthilfepreis, der zum dritten Mal vergeben wurde, solle alle Gruppen in der Hansestadt ermutigen, ihr Engagement auch in Zukunft fortzusetzen.

Selbsthilfepreis 2016
(v.L) Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks, Michelle Steiner, trotz allem bewegend, Kathrin Herbst, Leiterin vdek-Landesvertretung
Selbsthilfepreis 2016
(v.l) Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks, Sonja Heller, NetzwerkStatt Krebs, Claudia Tozzi, NetzwerkStatt Krebs, Kathrin Herbst, Leiterin vdek-Landesvertretung Hamburg
Selbsthilfepreis 2016
Herausragender Einsatz: Gesundheitssenatorin Prüfer-Storcks und die Jury-Mitglieder würdigten die ehrenamtliche Arbeit der Preisträger (v.l., hinten) Sonja Heller, NetzwerkStatt Krebs, Sabine Tesche, Hamburger Abendblatt, Michelle Steiner, Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks, Kathrin Herbst, vdek-Landesvertretung Hamburg, Dr. Stephanie Baas, Deutsche Zöliakie-Gesellschaft, Dr. Christopher Kofahl, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (v.l., vorne) Claudia Tozzi, NetzwerkStatt Krebs, Kerstin Hagemann, Patienten-Initiative e.V., Torge Bammel, BARMER GEK
Selbsthilfepreis 2016
Öffnung der Selbsthilfe für Bedürfnisse der jüngeren Generation: Vortrag von Expertin Miriam Walther, Nakos Berlin

„Muss die Selbsthilfe sich wandeln, um langfristig erfolgreich zu sein?“ Dieser Frage ging Miriam Walther in ihrem Vortrag bei der Fachveranstaltung „Junge Selbsthilfe“ anlässlich der Verleihung des Selbsthilfepreises nach. Die Expertin der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung der Selbsthilfe (Nakos) stellte eine Untersuchung unter jungen Erwachsenen vor. Diese waren befragt worden, welches Bild sie von der Selbsthilfe haben und ob sie sich ein Engagement dort vorstellen könnten. Das Ergebnis: Das Wissen um die konkrete Arbeit der Gruppen ist häufig mangelhaft, durch Stereotype geprägt und von Medien-Darstellungen beeinflusst. In den Medien steht besonders die Suchthilfe im Vordergrund – etwa in US-Filmen, in denen Sitzungen der Anonymen Alkoholiker Teil der Handlung sind. Bei jungen Menschen hat Selbsthilfe daher ein Imageproblem, da oft die Sorge vor Stigmatisierung vorherrscht.

Das Fazit, das die Expertin am Ende zog, war eindeutig: Ja, die Selbsthilfe muss sich verändern, um erfolgreich zu bleiben. Es bedarf nicht nur der Öffentlichkeitsarbeit mit klaren Botschaften, sondern es braucht zudem zielgruppenspezifische Konzepte, in denen sich junge Menschen wiederfinden.