Ärzte-Berufsverbände in Hamburg jammern auf hohem Niveau

Solidaritätsgedanke wird mit Füßen getreten

Auf Flyern und Postern in Arztpraxen klagen Hamburger Ärzteverbände, Ärzte und Psychotherapeuten könnten ihre Patienten in der Hansestadt nicht optimal versorgen. Sie behaupten, die Krankenkassen bunkerten Geld, während gleichzeitig 50 Millionen Euro für die Versorgung fehlten.

Diese Behauptungen sind falsch. Hamburg ist zahlenmäßig mit Ärzten besser versorgt als alle anderen Regionen in Deutschland. In kaum einem anderen Bundesland geben die Krankenkassen so viel Geld für die medizinische Versorgung ihrer Versicherten aus. Die Einkommen der meisten Hamburger Arztgruppen liegen über dem Bundesdurchschnitt. Bei den Kinder- und Jugendärzten, den Gynäkologen und den Radiologen bilden die Hamburger Mediziner sogar die Spitzengruppe.

Informationen zur ärztlichen Versorgung in der Hansestadt:

1) In Hamburg gibt es keinen Ärztemangel

Die Hansestadt hat die dritthöchste Vertragsarztdichte im Bundesgebiet. Es gibt 21 Prozent mehr Vertragsärzte als im Bundesdurchschnitt. In allen Arztgruppen liegt der Versorgungsgrad deutlich über 100 Prozent.

2) Die Krankenkassen zahlen für Versicherte in Hamburg mehr als in anderen Bundesländern

Die Kassen überweisen für jeden Versicherten in Hamburg mehr als 370 Euro für die ärztliche Versorgung im Jahr. Hinzu kommen durchschnittlich 130 Euro für besonders förderungswürdige Leistungen (zum Beispiel Prävention). Damit steigt der Betrag, den die niedergelassenen Ärzte für ihre Arbeit erhalten, auf mehr als 500 Euro je Versicherten. Dies entspricht mehr als 2.000 Euro für eine vierköpfige Familie - nach Berlin der bundesweit zweithöchste Wert.

3) Hamburg ist eine wachsende Stadt mit besonders vielen jungen und gesunden Bewohnern

Die durchschnittliche Krankheitslast (Morbidität) der Bevölkerung ist geringer als in fast allen anderen Bundesländern. Trotzdem zahlen die Kassen in Hamburg für ihre Versicherten die zweithöchsten Beträge bundesweit.

4) Die bundesweit ungleiche Verteilung der Honorarzuwächse wurde von der Ärzteschaft angestoßen, nicht von den Kassen

Die Ärzteschaft hatte jahrelang die unterschiedliche Verteilung der finanziellen Mittel für die ärztliche Versorgung auf die einzelnen Regionen in Deutschland kritisiert. Auf Initiative des Gesetzgebers und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung ist deshalb der Honorarzuwachs im Jahre 2011 bundesweit ungleich verteilt worden. Dadurch verzeichneten Bundesländer, in denen bisher Ärzte unterdurchschnittlich vergütet wurden, einen Zuwachs von bis zu 4,7 Prozent. In Hamburg, der Stadt mit der zweithöchsten ärztlichen Vergütung im Bundesgebiet, nahm das Honorar im Jahr 2011 dementsprechend nur unterdurchschnittlich zu. Trotzdem stieg es immer noch um 1,25 Prozent.

5) Arzthonorare wachsen in Hamburg kontinuierlich

Die Hamburger Ärzteverbände behaupten, dass ihnen in den letzten drei Jahren eine Honorarsteigerung von 50 Mio. Euro vorenthalten wurde. Fakt ist: Es handelt sich nicht um eine Absenkung in Höhe von 50 Mio. Euro, sondern nur um eine Verringerung der Honorarsteigerung. Es bleibt dabei: Die Ausgaben der Kassen für die ärztliche Versorgung in Hamburg und somit die ärztlichen Honorare sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Jährlich wird ein Betrag von rund 890 Mio. Euro gezahlt – für die vergangenen drei Jahre somit deutlich mehr als 2,5 Mrd. Euro.

6) Fast alle Arztgruppen in Hamburg liegen mit ihren Einkommen an der Spitze im Vergleich zu anderen Bundesländern

So haben nach Abzug der Praxiskosten etwa die Gynäkologen, die Radiologen sowie die Kinder- und Jugendärzte im Durchschnitt höhere Einkommen als ihre Kollegen in allen anderen Bundesländern. Auch die meisten anderen Arztgruppen liegen in Hamburg mit ihren Einkommen deutlich über dem Bundesschnitt.

7) Ärzte gehören in Hamburg zu den Gutverdienern

Das durchschnittliche Nettoeinkommen eines Allgemeinmediziners liegt deutlich über 5.000 Euro im Monat, das eines Orthopäden bei knapp 10.000 Euro. Bei diesen Summen sind alle Praxiskosten und Steuern bereits abgezogen, beispielsweise die Kosten für Mitarbeiter und Geräte, Altersversorgung und die Einkommenssteuer.

8) In der solidarischen gesetzlichen Krankenversicherung zahlen die Gesunden auch für die Kranken, die Reichen für die Armen

Wer jetzt fordert, die gezahlten Beiträge der Hamburger Versicherten sollten allein in die Versorgung in Hamburg fließen, gibt diesen Solidaritätsgedanken auf und nimmt die Spaltung in gut und schlecht versorgte, reiche und arme Regionen in Deutschland in Kauf.Verwerflich ist darüber hinaus, dass die beteiligten Ärzte immer wieder das Abhängigkeitsverhältnis ihrer Patienten ausnutzen, um diese im Wartezimmer mit eigennützigen politischen Forderungen zu belasten.

 


Kontakt

Stefanie Kreiss
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Hamburg

Tel.: 0 40 / 41 32 98 - 20
E-Mail: stefanie.kreiss@vdek.com