Versorgung psychisch Kranker

Wartezeiten verkürzen durch mehr Therapiestunden für gesetzlich Versicherte

Vertragstherapeuten kommen nicht auf Mindeststundenzahl für Kassenpatienten

Anlässlich des 10jährigen Bestehens der Psychotherapeutenkammer Hamburg gratuliert der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) der Kammer herzlich zu diesem Jubiläum. Nach dem Inkrafttreten des Psychotherapeutengesetzes haben sich die damals neu geschaffenen Heilberufe des psychologischen Psychotherapeuten und des Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten als eigene Fachrichtung auch in Hamburg gut etabliert.

Darüber hinaus hat sich die Psychotherapeuten-Kammer in der Hansestadt stets für die Verbesserung der Patientenversorgung eingesetzt. Dass die Psychotherapeuten zu einem gewichtigen Partner für die Ersatzkassen bei der Gestaltung der ambulanten Versorgung psychisch Kranker in der Hansestadt geworden ist, zeigt sich nicht zuletzt an den erbrachten Leistungen. So wurden im Jahr 2010 von ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten knapp 400 000 Therapiestunden für Hamburger Versicherte der Ersatzkassen abgerechnet.

„In der zurückliegenden Dekade wurde ohne Zweifel viel Positives erreicht. Das Jubiläum ist aber auch ein guter Zeitpunkt, um nach vorne zu schauen und gemeinsam weitere Verbesserungen in der Versorgung psychisch kranker Hamburger auf den Weg zu bringen“, so Kathrin Herbst, Leiterin der vdek-Landesvertretung Hamburg. „In der Hansestadt zeigen sich derzeit zwei widersprüchliche Entwicklungen: Zum einen ist Hamburg besser mit Psychotherapeuten ausgestattet als die allermeisten Großstädte in Europa. Die Zahl der Therapeuten und Nervenärzte hat fast die Zahl der Hausärzte erreicht. Andererseits warten jedoch viele Hamburger mit einem seelischen Leiden zu lange auf ein Erstgespräch mit einem Psychotherapeuten. Da ein früher Kontakt jedoch wichtig sein kann, um zu verhindern, dass eine Krankheit chronisch wird, sehen wir hier deutliches Verbesserungspotential. Eine schlichte Ausweitung der Ressourcen wäre jedoch der falsche Weg. Vielmehr geht es darum, dass bereits vorhandene, gute Angebot angemessener und intelligenter zu nutzen.“

Ein gutes Beispiel dafür ist der Verbesserungsbedarf bei der Auslastung der Vertragstherapeuten-Sitze. Zum Verständnis: Damit Psychotherapeuten ihre Leistungen für die Patienten mit den Krankenkassen abrechnen können, brauchen sie – genau wie Ärzte auch – eine Zulassung. Wer eine solche Zulassung erhält, wird Vertragstherapeut und verpflichtet sich, für die Versorgung gesetzlich Versicherter mindestens 20 Stunden in der Woche zur Verfügung zu stehen.

Zum Leidwesen der Patienten kommen die Vertragstherapeuten im Schnitt nicht auf diese Mindeststundenzahl. Sie arbeiten nach Recherchen der Ersatzkassen weniger als 20 Stunden in der Woche für gesetzlich Versicherte. Daraus folgt: Die Therapeuten könnten die Situation von psychisch kranken Patienten auf Wartelisten deutlich verbessern, wenn sie die Stundenzahl für die Behandlung von gesetzlich Versicherten erhöhen würden. Bereits ein wenig mehr Einsatz hätte große Wirkung. Schon durch fünf zusätzliche Behandlungsstunden könnten etwa 25 Prozent mehr Patienten als bisher einen Therapieplatz finden.

Unsere Forderung lautet deshalb: Versorgungsengpässe müssen künftig minimiert werden – durch den Einsatz von mehr Arbeitskraft zugunsten gesetzlich Krankenversicherter.

Zum Hintergrund:

Derzeit sind 1000 Psychotherapeuten und 146 Nervenärzte in Hamburg zur Behandlung gesetzlich Krankenversicherter zugelassen. Die Zahl der Hausärzte in der Hansestadt liegt im Vergleich dazu bei 1245.

 


Kontakt

Stefanie Kreiss
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Hamburg

Tel.: 0 40 / 41 32 98 - 20
E-Mail: stefanie.kreiss@vdek.com