Die gesetzlichen Krankenkassen (GKV), die Vertragsärzte und die Vertragszahnärzte in Hamburg fordern eine stärkere Beteiligung der privaten Krankenversicherung (PKV) an den Lasten der Corona-Pandemie. Insbesondere kritisieren sie, dass den weitaus größten Teil der Gesundheitskosten bislang allein die gesetzlich Versicherten und ihre Arbeitgeber stemmen müssten.
„In der Krise stehen alle Akteure im Gesundheitswesen zusammen und beweisen, dass wir ein sehr leistungsfähiges und solidarisches Gesundheitswesen haben, auf das wir stolz sein können“, sagt die Leiterin der vdek-Landesvertretung, Kathrin Herbst, stellvertretend für die Krankenkassen in Hamburg. „Alle strengen sich an und stellen damit die notwendige Versorgung in Zeiten der Pandemie sicher. Die Gesetzliche Krankenversicherung hat sich in dieser Situation als Anker der Stabilität erwiesen und schultert Ausgleichzahlungen und Kosten für zusätzliche Aufwände.“
Umso bedauerlicher sei es, so Herbst weiter, dass die privaten Krankenversicherer ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bisher nur teilweise gerecht würden. Als Beispiel führt sie die Schutzausrüstung an, an deren Finanzierung sich die PKV nur sehr unzureichend beteiligt. Die Hochphase der Corona-Pandemie war Ende März/Anfang April. Die gesetzlichen Krankenkassen haben es ermöglicht, dass auch für die PKV-Versicherten die Ärzte auf die von der GKV finanzierte Schutzausrüstung zurückgreifen konnten. Hier ist die GKV in Vorleistung gegangen und hat gesellschaftliche Verantwortung gezeigt. Dass die PKV diese Kosten den gesetzlich Versicherten nicht erstatten will, ist laut Krankenkassen nicht tolerierbar.
Walter Plassmann, Vorsitzender des Vorstands der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg, ergänzt: „Die erfolgreiche Eindämmung des SARS CoV-2-Virus in Deutschland und in Hamburg ist wesentlich auf die ambulante ärztliche Versorgung zurückzuführen, die verhindert hat, dass Infizierte in das Krankenhaus gingen und dort für ‚Hotspots‘ sorgten. Um diese dezentrale Versorgung zu gewährleisten, musste in großer Schnelligkeit und häufig improvisiert gehandelt werden. Das kam auch Privatversicherten zugute, sodass wir kein Verständnis dafür haben, dass die private Krankenversicherung ihren Anteil an den aufgelaufenen Kosten nicht tragen, sondern auf die Ärzte abwälzen will.“
Dr./RO Eric Banthien, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hamburg: „Die ablehnende Haltung der PKV, sich finanziell an dem Schutzschirm für die Zahnärztinnen und Zahnärzte oder an der Ausstattung der Schwerpunktpraxen für Covid-19-Erkrankte mit Schutzausrüstung zu beteiligen, ist mehr als enttäuschend. Wir erwarten hier mehr Engagement.“
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