Steigende Lebensmittelkosten und vor allem die seit Herbst 2022 geltende Tarifpflicht schlagen sich deutlich auf die Eigenbeteiligung der Pflegebedürftigen in Hamburger Pflegeheimen nieder. So sind die Kosten, die Pflegebedürftige für die pflegerische Versorgung, Unterkunft und Verpflegung aufbringen mussten, im Zeitraum vom 1. Januar 2022 bis 1. Januar 2023 erneut gestiegen. Dies zeigt eine aktuelle Auswertung des Verbands der Ersatzkassen. Danach ist Hamburg der zweitteuerste Stadtstaat, liegt im Ländervergleich unter dem Bundesdurchschnitt und auf dem 9. Platz.
Eigenanteile steigen vor allem bei den pflegerischen Kosten
Für Pflegebedürftige, die bis zu zwölf Monaten im Pflegeheim versorgt werden, stiegen die Kosten auf durchschnittlich 2.296 Euro im Monat. Das sind 168 Euro mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Wer länger als zwölf Monate im Heim verbrachte, musste im Schnitt 2.108 Euro im Monat zuzahlen (ein Plus von 138 Euro im Vorjahresvergleich). Bei einem Aufenthalt von mehr als zwei Jahren mussten die Pflegebedürftigen 1.919 Euro monatlich aufbringen (ein Plus von 107 Euro). Pflegebedürftige mit einer Aufenthaltsdauer von über drei Jahren zahlten 1.684 Euro im Monat (plus 70 Euro).
Der Hauptanstieg – plus 19 Prozent – ist bei den pflegerischen Kosten in Hamburg festzustellen, dem sogenannten Einrichtungseinheitlichen Eigenanteil (EEE). Und dies, obwohl die Pflegebedürftigen seit Anfang 2022 durch eine gesetzliche Neuregelung auf Bundesebene deutlich entlastet werden. Seitdem beteiligen sich die Pflegekassen mit einem nach Aufenthaltsdauer gestaffelten Leistungszuschlag von fünf bis 70 Prozent an den Pflegekosten. Die Entlastung durch den Zuschlag wird für diejenigen Pflegebedürftigen am stärksten spürbar, die länger als drei Jahre in einem Hamburger Heim leben.
Tarifpflicht und Personalbemessung wichtig, müssen aber finanziert werden
Neue Faktoren kommen durch die Einführung eines bundesweit einheitlichen Personalbemessungsinstruments ab Juli 2023 und weiter steigende Löhne hinzu. Aus Sicht des vdek sind die Tarifbindung und die neue Personalbemessung wichtige Instrumente, die aber auch finanziert werden müssen.
„Die Beitragszahlenden allein können das nicht stemmen“, betonte die Leiterin der vdek-Landesvertretung, Kathrin Herbst. „Bei solch hohen Eigenanteilen bleibt Pflegebedürftigkeit ein Armutsrisiko. Gute Pflege muss aber für alle bezahlbar bleiben. Deshalb ist ein schlüssiges Gesamtkonzept für die Pflege notwendig, mit fest verankerten und dynamisierten Steuerzuschüssen.“
Auch das Bundesland Hamburg sollte aus Sicht des vdek mehr als bisher zur finanziellen Entlastung der Pflegebedürftigen beitragen. „Hamburg muss endlich seiner Verpflichtung nachkommen, die Investitionskosten zu übernehmen. Das würde die Pflegebedürftigen in den Pflegeheimen der Hansestadt erheblich entlasten“, erklärte Herbst weiter.
Unter Investitionskosten versteht man unter anderem die Kosten für die Modernisierung und Instandhaltung von Gebäuden.
Webportal www.pflegelotse.de macht Qualität und Kosten transparent
Bei den Ergebnissen der vdek-Datenauswertung handelt es sich um Durchschnittswerte in Hamburg. Im Detail werden für jeden Kostenbereich die jeweiligen Vergütungssätze der Pflegeheime des Stadtstaats zusammengezählt und durch die Anzahl der entsprechenden Einrichtungen geteilt. Da es sich um Durchschnittswerte handelt, können die tatsächlichen Kosten – und damit auch die Eigenbeteiligung – je nach Heim deutlich höher oder niedriger sein.
Bei der Suche nach einem Heim können Pflegebedürftige über www.pflegelotse.de herausfinden, wie hoch der individuelle Anteil ist, den sie konkret selbst finanzieren müssten. Ganz wichtig ist auch die Transparenz über die Pflegequalität der Heime: Dazu informiert das Online-Portal auf der Grundlage objektiver Prüfergebnisse.
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Stefanie Kreiss
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
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