Wege in die Psychotherapie

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Wer sich häufig niedergeschlagen fühlt, unter starken Ängsten leidet, sozialen Kontakten ausweicht oder seinen Alltag nicht mehr bewältigt, kann psychisch erkrankt sein. Solche Erkrankungen sind häufig gekennzeichnet durch eine Verknüpfung von belastenden Gedanken, Gefühlen, Verhaltensweisen und Beziehungen zu anderen. Wenn z. B. Gespräche in der Familie oder im Freundeskreis oder die Unterstützung von Beratungsstellen sowie Selbsthilfegruppen nicht mehr weiterhelfen, steht die Psychotherapie zur Verfügung.

Vertragsärztliche Psychotherapeutinnen und -therapeuten in Hamburg finden Sie im vdek-Arztlotsen u. a. unter der Fachgebietsbezeichnung Psychotherapeutische Medizin oder in der Arztsuche der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hamburg.

Schnell zum ersten Gespräch: Terminservicestelle der KV Hamburg

Sollten Sie keine Therapeutin oder keinen Therapeuten finden, können Sie sich an die Terminservicestelle der KV Hamburg wenden. Sie erreichen Sie rund um die Uhr unter der Telefonnummer 116117 oder online auf der Seite www.116117.de

Die Terminservicestelle vermittelt Ihnen einen Sprechstundentermin für ein Erstgespräch innerhalb von vier Wochen. Wenn Ihnen der Therapeut oder die Therapeutin in dieser Sprechstunde eine Akutbehandlung empfiehlt, erhalten Sie über die Terminservicestelle einen Termin dafür innerhalb von zwei Wochen. Zudem organisiert die Terminservicestelle einen Termin für eine sogenannte probatorische Sitzung – vorausgesetzt, die Therapeutin oder der Therapeut hat zuvor eine zeitnah erforderliche ambulante Psychotherapie empfohlen.

Welche Therapien bezahlt die gesetzliche Krankenversicherung?

Die folgenden vier Therapieformen sind von den gesetzlichen Krankenkassen anerkannt, laut Festlegung in der Psychotherapie-Richtlinie.

Die Kassen übernehmen die Kosten solcher ambulanten Therapien bei allen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die für die vertragsärztliche Versorgung zugelassen sind, wenn bei den betroffenen Versicherten eine seelische Erkrankung vorliegt.

Verhaltenstherapie

Bei der Verhaltenstherapie nimmt man an, dass psychische Belastungen das Ergebnis aus bewussten und nicht-bewussten Lebenserfahrungen sind. Es wird gemeinsam erarbeitet, welche Bedingungen aus Biographie und Lebenssituation dazu geführt haben, dass sie den betroffenen Menschen krank gemacht haben. Die Patientin bzw. der Patient wird dazu motiviert und angeleitet, das eigene Denken, Fühlen und Handeln aktiv zu verändern. Dabei erfährt die Betroffene bzw. der Betroffen mehr darüber, wie schon vorhandene Stärken und Fähigkeiten angewandt werden können. Die Sitzungen, die ein Kontingent von maximal 80 Stunden umfassen, finden in der Regel einmal pro Woche statt.

Systemische Psychotherapie

Diese Therapieform beschäftigt sich in der Hauptsache mit sozialen Beziehungen und häufig auch mit ungelösten Familienkonflikten. Daher werden manchmal auch Angehörige und andere Personen aus dem sozialen Umfeld eingebunden. Beziehungs- und Kommunikationsmuster, die Belastungen verursachen, können so ans Tageslicht gebracht und positiv verändert werden. Die Systemische Psychotherapie, die ein maximales Kontingent von 48 Stunden umfasst, ist derzeit nur bei Erwachsenen eine Kassenleistung.

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Der Hauptfokus der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie liegt im Hier und Jetzt - und weniger auf einer detaillierten Aufarbeitung der individuellen Biographie mit Erfahrungen in der Kindheit, wie in der analytischen Psychotherapie. In der Tiefenpsychologie geht man davon aus, dass es sich um Konflikte zwischen Personen und um psychosoziale Konflikte handelt, die die erlebten Belastungen verursachen. Die Therapeutin oder der Therapeut hat eine aktivere Rolle inne als bei der analytischen Form und interveniert deutlicher. Sie sitzen in der Behandlung den Patientinnen und Patienten in der Regel gegenüber. Die Behandlungshäufigkeit beläuft sich in der Regel auf 1 bis 2 Stunden in der Woche. Die Therapieform umfasst ein Kontingent von maximal 100 Stunden.

Analytische Psychotherapie

Die analytische Psychotherapie gilt als klassische Therapieform, zurückgehend auf den Nervenarzt Sigmund Freud (1856 – 1939). Sie wurde seit dessen Tod mehrfach weiterentwickelt . Bei diesem Verfahren wird angenommen, dass psychische Erkrankungen durch unbewusste Verarbeitung von Lebenserfahrungen verursacht werden und fortbestehen. Ein wichtiger Baustein der Aufarbeitung ist es, verdrängte Erinnerungen, Gefühle und Beziehungsmuster zu erkennen und bewusst zu machen. Dadurch soll es gelingen, das eigene Denken zu verstehen und damit die Beschwerden zu vermindern bzw. aufzulösen. Die analytische Psychotherapie wird in der Regel im Liegen und als Langzeittherapie mit einem maximalen Kontingent von 300 Stunden durchgeführt, am Anfang mit bis zu drei Terminen wöchentlich.