Einfach sicher – Impfen schützt. Besonders ab 60.

Symbolbild: Impfung im Alter

Mit zunehmendem Alter verliert das Immunsystem an Leistungskraft, das körpereigene Abwehrsystem kann also nicht mehr so wirksam gegen Krankheitserreger wie Viren und Bakterien ankämpfen. Dies hat zur Folge, dass die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten allgemein steigt. Kommt es zu einer Infektionserkrankung, dann treten schwere Verläufe oder auch lebensbedrohliche Komplikationen häufiger auf als in jungen Jahren. Dieses Risiko kann in Bezug auf viele Krankheiten aber durch Impfungen gesenkt werden.

Welche Impfungen sind empfohlen?

Die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts (STIKO) erarbeitet Empfehlungen zur Durchführung von Schutzimpfungen, die auf wissenschaftlichen Daten zu Wirksamkeit und Verträglichkeit der verfügbaren Impfstoffe basieren. Für Personen ab 60 Jahren empfiehlt die STIKO Schutzimpfungen gegen die folgenden Erkrankungen beziehungsweise Krankheitserreger:

Influenza (Grippe)

Die saisonale Grippe ist die häufigste Erkrankung bei Personen ab 60 Jahren, die sich durch eine Impfung vermeiden ließe. Die Infektion wird durch Influenzaviren verursacht. Typisch für die Grippe ist oft ein plötzlicher Krankheitsbeginn mit hohem Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen sowie trockenem Husten. Vor allem bei Menschen mit bestehenden Vorerkrankungen kann eine Grippeinfektion zu schweren Komplikationen, wie Lungenentzündungen, Nasennebenhöhlen- oder Ohrenentzündungen, Herzinfarkten oder Schlaganfällen, führen.

Pneumokokken (Bakterien, die Lungenentzündungen auslösen können)

Pneumokokken-Bakterien besiedeln den Nasen- und Rachen-Raum und können Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege verursachen, wie z.B. Nasennebenhöhlen- oder Mittelohrentzündungen oder im schlimmsten Fall eine Lungenentzündung. Die Ansteckung erfolgt durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Für die Ausbreitung spielen vor allem Kleinkinder, die keine Symptome haben, eine große Rolle.

Herpes zoster (Gürtelrose)

Die Gürtelrose wird durch das Varicella-Zoster-Virus hervorgerufen und tritt vor allem im höheren Alter oder bei Menschen mit einer Immunschwäche auf. Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine Zweiterkrankung nach einer Infektion mit dem Windpocken-Virus. Typisch für eine Gürtelrose sind Hautausschlag mit Bläschen oder brennende Schmerzen, die alle Körperbereiche betreffen können.

Auffrischungsimpfung gegen Tetanus (Wundstarrkrampf), Diphtherie und Pertussis (Keuchhusten)

Wundstarrkrampf wird durch Bakterien verursacht, deren Sporen in Erde oder Tierkot zu finden sind. Wie der Name verrät, verursacht die Infektion starke Krämpfe. Wenn Atem- und Schluckmuskulatur betroffen sind, kann dies zum Ersticken führen.

Die durch Bakterien verursachte Diphtherie infiziert Haut und Schleimhäute. Das Gift des Bakteriums kann Organe wie Herz, Niere und Leber angreifen und verursacht z.B. Herzversagen oder Nervenlähmungen.

Keuchhusten wird durch Bakterien verursacht und führt zu wochenlangem Husten. Komplikationen bei schweren Verläufen sind z.B. Lungen- oder Mittelohrentzündungen, Leisten- und Rippenbrüche, Gewichtsverlust, Inkontinenz und Hirnblutungen.

Mehr Informationen zu den empfohlenen Impfungen findet man zum Beispiel beim Robert-Koch-Institut oder auf der Seite impfen-info.de, die von der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (BzgA) betrieben wird.

Die Kosten für die empfohlenen Schutzimpfungen gegen Grippe, Pneumokokken, Gürtelrose, Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten für Menschen ab 60 Jahren werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Impfquoten ab 60 – nach oben ist noch reichlich Luft

Obwohl Impfungen vor schweren Infektionskrankheiten schützen und so gerade auch im Alter einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Gesundheit und Lebensqualität zu erhalten, nehmen noch nicht alle Menschen die für sie empfohlenen Impfungen in Anspruch. Insbesondere die Impfquote der jährlich zu wiederholenden Grippeschutzimpfung (Influenza) ist in Deutschland mit knapp 39 % in der Impfsaison 2019/20 bei Menschen ab 60 Jahren verhältnismäßig gering und weit entfernt von der durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Quote von 75 %. Auch bei der Pneumokokken-Impfung sind die erzielten Impfquoten in Deutschland steigerungsfähig und schwanken regional stark. Die seit 2018 von der STIKO empfohlene Impfung gegen Gürtelrose (Herpes zoster) haben seither ebenfalls nur sehr wenige Menschen in Deutschland in Anspruch genommen.

Impflücken schließen – das Projekt ALIVE packt es an

Logo: ALIVE

Im Rahmen des Projekts ALIVE (kurz für „ALtersspezifische Impfinanspruchnahme VErbessern“) werden verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der Impfquoten für alle durch die STIKO empfohlenen Impfungen bei Personen ab 60 Jahren entwickelt und in Hausarztpraxen umgesetzt. Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, hilfreiche Impfgespräche in der Arztpraxis zu fördern, die Gesundheitskompetenz der Patienten in Bezug auf das Impfen zu verbessern und insbesondere die Impfquote gegen Influenza (Grippe) und Pneumokokken (Lungenentzündung) zu erhöhen. Das geschieht auf mehreren Ebenen. Dafür werden teilnehmende Ärztinnen und Ärzte und auch medizinische Fachangestellte speziell fortgebildet. Im Projektverlauf erhalten die teilnehmenden Praxen zudem Unterstützung bei der Organisation der Impfabläufe in der Praxis und für Impfungen im Pflegeheim sowie für die Erinnerung von Patientinnen und Patienten zu anstehenden Schutzimpfungen. Poster in den Praxen machen auf das Thema Impfen und das besondere Engagement der Praxis aufmerksam. Das Projekt wird in hausärztlichen Praxen in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein im Zeitraum von Juli 2022 bis März 2024 umgesetzt.

Wissenschaftliche Begleitung des Projekts

Das Projekt ALIVE wird gefördert aus Mitteln des Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesauschusses (G-BA). Eine Voraussetzung für diese Förderung ist, dass unabhängige Wissenschaftler das Projekt begleiten und innerhalb einer Studie prüfen, ob die Ziele des Projektes messbar erreicht werden konnten.

Somit wird auch das Projekt ALIVE begleitet von einer wissenschaftlichen Studie, die von der Universität Oldenburg sowie dem Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) durchgeführt wird. Diese untersucht, ob die Maßnahmen im Projekt dazu beigetragen haben, die Impfquoten in der Altersgruppe ab 60 zu steigern. Außerdem soll die Frage beantwortet werden, ob sich die Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten zum Thema Impfen verändert hat und wie Ärztinnen und Ärzte sowie medizinischen Fachangestellten (MFA) die Umsetzbarkeit und den Nutzen der einzelnen Maßnahmen bewerten.

Projektpartner

Das Projekt ALIVE wurde vom Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek), der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), dem Communication Lab Erfurt und weiteren Projektpartnern entwickelt. Der vdek vertritt die Ersatzkassen, eine von sechs Kassenarten in der gesetzlichen Krankenversicherung. Zu den Ersatzkassen gehören die Techniker Krankenkasse (TK), die BARMER, DAK-Gesundheit, die KKH Kaufmännische Krankenkasse, die hkk - Handelskrankenkasse und die HEK - Hanseatische Krankenkasse. Die Ersatzkassen versichern zusammen rund 28 Millionen Menschen in Deutschland.

Projektpartner von ALIVE: vdek, KBV und Communication Lab