Patientenbeauftragter: Portal ist „historisches Ereignis“
Seit dem 15. Februar ist „Mehr Patientensicherheit“ online – für den Patientenbeauftragten der Bundesregierung, Stefan Schwartze, ein „historisches Ereignis“ in der Geschichte der Patientensicherheit. Auf der Pressekonferenz in Berlin zum Start betonte er, dass ein Fehlermeldesystem für Versicherte schon lange von Patientenorganisationen gefordert worden sei. „Zu Recht“, ergänzte Schwartze. Solche sogenannten „Critical Incident Reporting Systems“ (CIRS) sind zwar im hiesigen Kliniksektor etabliert und inzwischen auch gesetzlich verpflichtend, geöffnet sind sie jedoch bislang nur für Gesundheitspersonal. Dabei seien Patientinnen und Patienten in der Regel „die einzigen, die den kompletten Behandlungsprozess erleben“, so vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner. „Sie können diesen Prozess daher auch besonders gut beurteilen.“
Lernen statt anklagen
Zweck des Portals sei es nicht, „Einzelfälle zu verfolgen“, stellte Dr. med. Marcus Rall, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Patientensicherheit, klar, der das System im Auftrag der Ersatzkassen entwickelt hat. Das sei auch gar nicht möglich: Bei „Mehr Patientensicherheit“ eingehende Meldungen würden sowohl anonymisiert als auch de-identifiziert, danach werde der Original-Datensatz gelöscht. Auch Stefan Schwartze unterstrich, dass das Portal kein Ersatz für individuelle Beschwerden bei Kassenärztlicher Vereinigung (KV) oder Krankenkasse sei. Es gehe vielmehr darum, „an bestimmten Beispielen Rückschlüsse auf das System zu ziehen, damit dieses insgesamt sicherer für die Patientinnen und Patienten wird.“
Erkenntnisse in die Breite tragen
Analysen und Handlungsempfehlungen ergänzen die Fallberichts-Datenbank von „Mehr Patientensicherheit“. Ein wichtiger Baustein aus Sicht von Marcus Rall sind dabei die „Tipps für Versicherte“, aus den Fallberichten abgeleitete Checklisten etwa zur Kommunikation mit medizinischem Personal. Eine Weiterleitung der Analysen auch an Stakeholder aus Gesundheitspolitik und Versorgung ist ausdrücklich vorgesehen. Perspektivisch könne dies laut Ulrike Elsner neben dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und der Bundesärztekammer ebenso die neue Stiftung Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) sein. Letzteres bejahte auch Schwartze, der den Adressatenkreis jedoch noch weiter zog: Im wachsenden Datenschatz auf „Mehr Patientensicherheit“ werde sicherlich vieles dabei sein, „aus dem das gesamte Gesundheitssystem lernen kann.“
Rückblick: Pressekonferenz „Mehr Patientensicherheit“ (15. Februar 2024)