Statement zum vdek-Zukunftsforum 2021

„Eine moderne Krankenversorgung – was erwarten die Patienten?“

gehalten von Uwe Klemens, Verbandsvorsitzender des Verbandes der Ersatzkassen e. V.
Porträt Uwe Klemens, Verbandsvorsitzender des vdek

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich heiße Sie herzlich willkommen zum vdek-Zukunftsforum. Wir widmen uns in diesem Jahr einem Dauerbrenner unter den Themen im Gesundheitswesen: der Frage nach Qualität und Routine in Krankenhäusern. Und natürlich wollen wir der Frage nachgehen, wie Qualität verbessert werden kann. Bevor wir jedoch wissenschaftliche Auswertungen und politische Statements dazu hören werden, möchte ich versuchen, aus Sicht der Patientinnen und Patienten Antworten zu finden.

Grundsätzlich gilt, jeder der ins Krankenhaus eingeliefert wird, muss sich darauf verlassen können, dass die qualitativ bestmögliche Versorgung erbracht wird. Bei den sogenannten planbaren Eingriffen kann ich als Patientin oder als Patient bewusst mitentscheiden, wo die Operation durchgeführt werden soll. Aber wovon mache ich die Entscheidung abhängig? Und wie wird Qualität für den Patienten transparent? Die Wenigsten werden sich durch hunderte Seiten Qualitäts- und Mindestmengenberichte lesen. Empfehlungen aus dem persönlichen Umfeld können entscheiden. Aber auch der ambulant behandelnde Arzt wird eine wichtige Rolle spielen. Auch da ist fraglich, ob der Arzt die Qualitätsberichte der Krankenhäuser gelesen hat.

Aber gehen wir einmal davon aus, dass die Patientin, der Patient sich gut informiert hat und dabei die Qualität als wesentlichstes Kriterium gewählt haben. Wenn dabei aber die Entscheidung nicht auf das Krankenhaus um die Ecke gefallen ist, wären Sie denn auch bereit für eine Operation weite Wege zu gehen? Dorthin, wo höchste Qualität gewährleistet wird?

Der vdek hat im letzten Jahr in einer Forsa-Umfrage untersucht, was Versicherte von einer guten Krankenhausversorgung erwarten. Dabei zeigte sich, dass 88 Prozent der Befragten, bis zu einer Stunde oder mehr Fahrtzeit in Kauf nehmen würden, um ein spezialisiertes Krankenhaus aufzusuchen. Dabei gibt es leichte Abweichungen bei der ländlichen und städtischen Bevölkerung und altersbedingte Unter-schiede. Jüngere würden längere Fahrzeiten in Kauf nehmen als Ältere. Auf die Frage, ob für einen geplanten Eingriff lieber ein wohnortnahes kleines Krankenhaus oder eine spezialisierte Großklinik aufgesucht werden soll, votierten 86 Prozent für die Spezialklinik.

Es zeigt sich, dass es bei Versicherten durchaus eine Sensibilität für Qualität und Spezialisierung vorhanden ist und dafür auch größere Mühen in Kauf genommen würden. Allerdings zeigt sich auch ein Unterschied in den Antworten in Bezug auf das Alter der Befragten. Wenn Ältere in ländlichen Regionen lieber auf das Krankenhaus um die Ecke verwaisen, dann kann dies zu einer höheren Wahrscheinlichkeit für Komplikationen nach dem Eingriff führen.

Es ist daher wichtig, dass Indikatoren entwickelt werden, wie die Qualität der stationären Versorgung gemessen, verglichen und verbessert werden kann. Ich erwarte auch eine bessere und engere Zusammenarbeit der stationären und ambulanten Versorgungssektoren. Das steigert insgesamt die Versorgungsqualität. Prozesse und Standards müssen funktionieren. Die Standards, die an die Versorgungsqualität angelegt werden, müssen für mich als Patienten transparent, verlässlich und vergleichbar sein.

Zur Qualität gehört auch die Personalausstattung in den Krankenhäusern. Ein hier heiß umkämpftes Qualitätsmerkmal sind die Personaluntergrenzen. Sie leisten ihren Beitrag, auch wenn sie nur absolute Untergrenzen sind und nur eine Minimalqualität absichern. Ich will das Thema hier nicht weiter vertiefen, aber mein Appell an dieser Stelle an alle Beteiligten: Wir müssen alle gemeinsam im Interesse der Patientinnen und Patienten daran arbeiten, die Personaluntergrenzen weiterzuentwickeln.

Wie kann Qualität im Krankenhaus weiter verbessert werden? Dazu hat der vdek beim IGES Institut ein Gutachten über „Qualitätsverbesserungen durch Leistungskonzentration in der stationären Versorgung“ in Auftrag gegeben hat, welches wir Ihnen heute präsentieren möchten. Darauf und auf die Diskussionen heute freue ich mich bereits.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

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