Von der Verbandsgründung bis zum Kriegsende (1912 - 1945)
Am 20. Mai 1912 wird in Eisenach der "Verband Kaufmännischer Eingeschriebener Hilfskassen (Ersatzkassen)" gegründet. Nach einer wechselvollen Geschichte und der unheilvollen Ära unter dem NS-Regime steht auch der Verband vor einem Neuanfang.
1876 - 1912 | 1912 - 1945 | 1945 - 1989 | 1989 - 2012
Datum | Ereignis |
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20.5.1912 | Gründung des Verbandes In Eisenach wird der "Verband Kaufmännischer Eingeschriebener Hilfskassen (Ersatzkassen)" gegründet. Der erste Vorsitzende ist Hermann Hedrich. Als Vorsitzender der "Kranken- und Begräbniskasse des Verbandes Deutscher Handlungsgehilfen" initiierte er die Gründung des Verbandes. Seinen Sitz hat der Verband in Leipzig. |
27.10.1913 | Umbenennung des Verbandes Der "Verband Kaufmännischer Eingeschriebener Hilfskassen (Ersatzkassen)" gibt sich einen neuen Namen: Fortan agiert der "Verband Kaufmännischer Eingeschriebener Hilfskassen (Ersatzkassen)" als der "Verband kaufmännischer Ersatzkassen". |
28.7.1914 | Ausbruch des Ersten Weltkriegs Nach der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand stellt Österreich-Ungarn am 23. Juli 1914 Serbien ein Ultimatum, nach Ablauf dieses Ultimatums folgt am 28. Juli 1914 die Kriegserklärung durch Österreich-Ungarn. Der Erste Weltkrieg von 1914 bis 1918 fordert Millionen von Menschenleben. |
1916 | Erstausgabe "Die Ersatzkasse" Die Verbandszeitschrift "Die Ersatzkasse " wird erstmalig publiziert und erscheint – mit einer Unterbrechung in den Jahren 1943 bis 1948 – kontinuierlich bis heute. Im Sommer 2010 bekommt die Verbandspublikation ein neues, modernes Erscheinungsbild und trägt fortan den Titel "ersatzkasse magazin.". |
1.12.1916 | Erster Allgemeiner Ersatzkassentag Der erste Allgemeine Ersatzkassentag findet statt. An diesem Tag beschäftigt sich das Forum mit den Schwerpunktthemen "Das Verhältnis der Ersatzkassen zu den Zwangskrankenkassen" und "Die Kriegsleistungen der Ersatzkassen ". Der Ersatzkassentag etabliert sich als eine Institution. |
9.11.1918 | Weimarer Republik Im Zuge der Novemberrevolution ruft Philipp Heinrich Scheidemann am 9. November 1918 von einem Balkon des Reichstagsgebäudes die Deutsche Republik aus. Am gleichen Tag erklärt Kanzler Prinz Max von Baden eigenmächtig die Abdankung des Kaisers Wilhelm II. und überträgt sein Amt dem Sozialdemokraten Friedrich Ebert. |
1918 – 1920 | Spanische Grippe Der Spanischen Grippe fallen weltweit mindestens 25 Millionen Menschen zum Opfer. Eine Besonderheit der Spanischen Grippe ist, dass ihr vor allem 20- bis 40-jährige Menschen erliegen. Nach heutiger Kenntnis ist die Krankheit in Kansas /USA ausgebrochen, in Spanien aber werden erstmals Krankheitsfälle öffentlich bekannt. |
1921 | Erstes Insulin Nach der erfolgreichen Extraktion von Insulin durch den rumänischen Forscher Nicolae Paulescu gelingt in Kanada auch Frederick Banting und Charles Best die Extraktion. Nach ihrem Verfahren wird 1923 das erste Insulin auf den Markt gebracht. Im selben Jahr erhalten sie für ihre Arbeiten den Nobelpreis. |
21.6.1922 | Umbenennung des Verbandes Die Generalversammlung des "Verbandes kaufmännischer Ersatzkassen" einigt sich auf einen neuen Verbandsnamen. Fortan agiert der Verband als "Verband kaufmännischer Berufskrankenkassen (Ersatzkassen)". |
10.11.1922 | Gesetz über Änderungen des Versicherungsgesetzes für Angestellte In dem Gesetz über Änderungen des Versicherungsgesetzes für Angestellte wird neben weiteren Bestimmungen unter anderem im versicherten Personenkreis eine klare Trennung zwischen Angestellten und Arbeitern gezogen. |
27.3.1923 | Gesetz zur Erhaltung leistungsfähiger Krankenkassen Das Gesetz zur Erhaltung leistungsfähiger Krankenkassen soll den Auswirkungen der Inflation begegnen. Krankenkassenpflichtige Personen, die bei einer Ersatzkasse versichert sind, werden von der Mitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenkasse befreit. |
28.6.1923 | Verschmelzung von Verbänden Verbände wachsen zusammen: Auf einer Generalversammlung in Lübeck wird die Verschmelzung des "Verbandes kaufmännischer Berufskrankenkassen (Ersatzkassen)" und des "Verbandes kaufmännischer Krankenkassen in Barmen" beschlossen. Letzterer geht im "Verband kaufmännischer Berufskrankenkassen (Ersatzkassen)" auf. |
1924 | Erste Dialyse Der deutsche Arzt Georg Haas, Begründer der Hämodialyse, führt die weltweit erste "Blutwäsche" – so nennt er sein Verfahren – außerhalb des Körpers mit Erfolg am Patienten durch. 1925 veröffentlicht er sein Verfahren. Seine Methode wird heute international als Standardverfahren angewendet. |
1927 | Verband in Hamburg Der Verband zieht nach Hamburg in ein vom Deutschnationalen Handlungsgehilfen- Verband errichtetes Gebäude, die Adresse lautet fortan Holstenwall 3 /5. Der Bau in der Hamburger Neustadt ist heute als Brahms-Kontor bekannt. Die Stadt Hamburg bleibt bis 1932 Sitz des Verbandes. |
15.7.1927 | Drittes Gesetz über die Änderung des Zweiten Buches der Reichsversicherungsordnung Das Dritte Gesetz über die Änderung des Zweiten Buches der Reichsversicherungsordnung ermöglicht die Zulassung neuer Ersatzkassen, was seit dem "Aufhebungsgesetz" aus dem Jahr 1911 nicht mehr möglich war. |
16.7.1927 | Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung Mit dem Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung wird die Arbeitslosenversicherung in Deutschland eingeführt. In dem Zuge wird mit ihr auch die Krankenversicherung für Arbeitslose eingeführt. |
28.9.1928 | Penicillin Der Schotte Alexander Fleming entdeckt 1928 das Penicillin. Ende 1944 steht das Antibiotikum erstmals den Truppen der Alliierten zur Verfügung. Nach Kriegsende wird es auch in Deutschland und anderen Ländern Europas eingeführt. 1945 erhält Fleming zusammen mit anderen Forschern auf diesem Gebiet den Nobelpreis. |
12.10.1928 | Eiserne Lunge Eine "Eiserne Lunge" – ein klinisches Gerät, das eine maschinelle Beatmung eines Menschen ermöglicht – wird erstmals am Children‘s Hospital in Boston verwendet. Später wendet man sie vor allem zur maschinellen Beatmung bei Polio-Erkrankten (Kinderlähmung) an. Erst in den 50er Jahren wird ein Impfstoff gegen Polio entwickelt. |
1929 | E-Adgo Die "Allgemeine Deutsche Gebührenordnung für Ersatzkassen" (E-Adgo) regelt die von den Ersatzkassen gezahlten Honorare an die Ärzte. Sie übernimmt die Adgo vom Hartmannbund und sieht etwa doppelt so hohe Sätze vor wie die preußische Gebührenordnung von 1924. 1965/66 wird die E-Adgo neu verfasst, 1978 von der E-GO abgelöst. |
26.7.1930 | Notverordnung zur Behebung finanzieller, wirtschaftlicher und sozialer Notstände Mit der Notverordnung zur Behebung finanzieller, wirtschaftlicher und sozialer Notstände wird die Selbstbeteiligung bei Arzneien eingeführt. Zudem kommt es zur Krankenscheingebühr (über 0,50 Reichsmark) sowie zu den Karenztagen bei Arbeitsunfähigkeit. |
1932 | Verband in Berlin Der Verband verlässt den Norden: Er zieht von Hamburg nach Berlin und bezieht dort ein Gebäude in der Jägerstraße 24. Dieses Gebäude wird gegen Ende des Zweiten Weltkrieges vollständig zerstört. Berlin bleibt zunächst bis 1945 Sitz des Verbandes und ist es erneut seit Ende Juni 2009. |
30.1.1933 | NS -Regime Der NSDAP-Vorsitzende Adolf Hitler wird Reichskanzler. Am 1. Februar 1933 wird der Reichstag aufgelöst, am 28. Februar 1933 erfolgt die Reichstagsbrandverordnung. Einen Tag nach der Abstimmung im Reichstag tritt am 24. März 1933 das Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich ("Ermächtigungsgesetz ") in Kraft. |
1.3.1933 | Verordnung des Reichspräsidenten über Krankenversicherung In Verbindung mit der "Ersten Verordnung zur Neuordnung der Krankenversicherung" unterstehen Kassenverbände der Aufsicht des Arbeitsministeriums. Fortan können Kommissare in der GKV eingesetzt werden. Sie wird im Rundfunk verkündet und tritt am 2. März 1933 in Kraft. |
22.4.1933 | Ausgrenzung jüdischer Ärzte Mit der "Verordnung über die Zulassung von Ärzten zur Tätigkeit bei den Krankenkassen" verliert ein Großteil der jüdischen Ärzte die kassenärztliche Zulassung. Mit der "Vierten Verordnung zum Reichsbürgergesetz" vom 25. Juli 1938 verlieren jüdische Ärzte ihre Approbation, im Januar 1939 folgen Apotheker, Zahn- und Tierärzte. |
18.5.1933 | Gesetz über Ehrenämter in der sozialen Versicherung und der Reichsversorgung Inhaber von Ehrenämtern können ihres Amtes enthoben und die Ämter neu besetzt werden. Damit wird die Selbstverwaltung faktisch entmachtet. Mit einem Gesetz vom 5. Juli 1934 wird auch die Sozialwahl abgeschafft, statt der Selbstverwalter gibt es "Leiter". |
2.8.1933 | Kassenärztliche Vereinigung Die regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen werden durch die Verordnung vom 2. August 1933 (RGBl. 567) abgeschafft, es kommt zur Bildung einer einheitlichen Kassenärztlichen Vereinigung. Sie wird als Gegengewicht zu den Krankenkassen geschaffen und vom NS-Staat instrumentalisiert. |
27.9.1933 | Verband unter NS-Führung Der Verband stellt sich unter die Führung des Staatsrats und Gauleiters von Danzig, Albert Forster. Forster kommt vom Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verband, macht in der NSDAP Karriere. Bereits am 10. Mai 1933 wird er Fachschaftsleiter der Handlungsgehilfen und Führer des Gesamtverbands der Deutschen Angestellten. |
5.7.1934 | Gesetz zum Aufbau der Sozialversicherung Mit dem Gesetz wird die gesetzliche Krankenversicherung vereinheitlicht und kleinere und mittlere Kassen werden zusammengefasst. Es erfolgt zudem ein tiefgreifender personeller und organisatorischer Umbau. Jüdische und sozialdemokratische Beschäftigte werden ausgeschlossen. |
29.12.1936 | Umbenennung in VdAK Der Verband erhält einen neuen Namen: Auf einer ordentlichen Hauptversammlung einigen sich die Teilnehmer und Verbandsvertreter auf die fortan für die Dachorganisation gültige Bezeichnung "Verband der Angestellten-Krankenkassen e. V.", abgekürzt VdAK. |
1.4.1937 | 15. Verordnung zum Aufbau der Sozialversicherung Mit der 15. Verordnung zum Aufbau der Sozialversicherung werden die Ersatzkassen Körperschaften des öffentlichen Rechts und unterstehen nunmehr der Aufsicht des Reichsversicherungsamtes. Damit sind die Ersatzkassen in ihrer Rechtsform den gesetzlichen Krankenkassen gleichgestellt. |
1938 | Gründung des AEV Unter der Bezeichnung "Verband freier Krankenkassen" gründet sich die später unter dem Namen "Arbeiter-Ersatzkassen-Verband e. V.", abgekürzt AEV, tätige Organisation. Der Verband ist ein Zusammenschluss der Arbeiter-Ersatzkassen. |
1.9.1939 | Beginn des Zweiten Weltkriegs Mit dem Angriff des Deutschen Reichs gegen Polen – dem sogenannten Polenfeldzug – nimmt der Zweite Weltkrieg seinen Anfang. Diesem Überfall auf Polen beziehungsweise dem Einmarsch der Wehrmacht geht keine Kriegserklärung voraus. Zwei Tage später erklären Großbritannien und Frankreich Deutschland den Krieg. |
24.7.1941 | Gesetz über die Verbesserung der Leistungen in der gesetzlichen Rentenversicherung Im Zuge dieses Gesetzes werden die Rentner in die Krankenversicherung aufgenommen. Dabei übernimmt die Rentenversicherung die pauschalisierten Beiträge. Diese pauschalisierten Beiträge liegen im Jahr 1941 bei 3,30 Reichsmark pro Monat. |
17.5.1942 | Gesetz zum Schutz der erwerbstätigen Mutter Mitten in den Wirren des Zweiten Weltkriegs wird der Mutterschutz deutlich ausgeweitet. Trotz der Heim- und Herd-Ideologie der Nationalsozialisten werden Mütter insbesondere als Arbeitskräfte für die Rüstungsindustrie benötigt, während gleichzeitig die Geburtenzahlen erhöht werden sollen. |
8.5.1945 | Kriegsende Mit der Unterzeichnung und dem Inkrafttreten der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht in Berlin-Karlshorst findet der Zweite Weltkrieg sein Ende. Schätzungen zufolge beläuft sich die Zahl der Kriegstoten auf weit über 50 Millionen. Sechs Millionen Menschen fallen dem Holocaust zum Opfer. |
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