Einwurf

Mehr Geld für die Krankenhäuser?

2013 und 2014 erhalten die Krankenhäuser eine Finanzspritze von rund einer Milliarde Euro. Aus Sicht der Krankenhäuser reicht das nicht; die Krankenkassen hingegen wollen Strukturen verändern und mehr Qualität. Nur ein Krankenhaus, das gute Qualität erbringt, sollte Anspruch auf die volle Vergütung haben.

Wer in Berlin ein Krankenhaus sucht, wird schnell fündig. Der www.vdek-kliniklotse. de zeigt von Berlin- Mitte ausgehend – in einem Radius von nur zehn Kilometern – 39 Treffer an. In ländlichen Regionen wie in der Eifel oder im Allgäu müssen Patienten längere Anfahrtswege in Kauf nehmen. In Isny (Westallgäu) beispielsweise gibt es noch ein Krankenhaus der Grundversorgung mit genau 19 Betten. Wie viele Krankenhäuser braucht das Land und was müssen sie leisten? Die Beispiele zeigen das Dilemma deutscher Krankenhauspolitik.

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Undifferenziert Geld an alle Krankenhäuser auszuschütten verfestigt unwirtschaftliche Strukturen.

Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des vdek

Die Krankenhausstrukturen sind historisch gewachsen, die Zuständigkeit für die Planung der Krankenhäuser liegt bei den Ländern, die Krankenkassen werden zwar angehört, entscheiden aber nicht mit. Hinzu kommt: Die Krankenhausfinanzierung steht auf zwei Säulen. Die Betriebskosten bzw. die Versorgung der Versicherten werden von den Krankenkassen bezahlt, die Länder sind für die Investitionen, also baulichen Maßnahmen zuständig. Allerdings ziehen sich immer mehr Länder aus der Verantwortung zurück. Von einem Investitionsstau in Höhe von 50 Milliarden Euro bundesweit ist die Rede. Auch deshalb fordern die Krankenhäuser immer mehr Geld von den Krankenkassen. Für 2013 und 2014 bekommen sie nun eine Finanzspritze von 1,1 Milliarden Euro – finanziert durch die gesetzlichen Krankenkassen.

Aber wird dieses Geld die Probleme wirklich lösen? Ich glaube nein. Denn indem undifferenziert Geld an alle Krankenhäuser ausgeschüttet wird, verfestigen wir auch die unwirtschaftlichen Strukturen und bezahlen gleichzeitig auch für schlechte Qualität. Die kürzlich veröffentlichte OECD-Studie über Mengenentwicklung in Deutschlands Krankenhäusern oder die unhaltbaren Zustände in der Thoraxchirurgie, über die der 130. Chirurgenkongress debattierte: All das zeigt, wir müssen das Geld dorthin verteilen, wo wirklich gute Behandlungsqualität erbracht wird. Anspruch auf volle Vergütung sollte deshalb nur das Krankenhaus erhalten, das wirklich gute Qualität produziert. Schließlich müssen wir unsere Versorgungsstrukturen stärker nach dem Bedarf ausrichten. Das heißt Über- und Unterversorgung abbauen, aber auch den ambulanten und stationären Bereich besser verzahnen. All das setzt eine enge Zusammenarbeit zwischen Krankenhausplanern – den Ländern - und Finanziers – den Krankenkassen - voraus. Für das Landkrankenhaus in Isny hieße das, dass es sich für die ambulante Versorgung öffnen müsste. Darüber hinaus müssen die Länder auch ihre Verantwortung ernst nehmen und endlich die benötigten Mittel für Investitionen bereitstellen.

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