audit berufundfamilie

Familienbewusst in die Zukunft: Zertifikat für vdek

Michaela Gottfried (links), Abteilungsleiterin Kommunikation beim vdek, Peter Hintze (links), Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, und Dr. Hermann Kues (rechts), Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Die Lebens- und Arbeitswelt verändert sich, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gewinnt zunehmend an Bedeutung. Auch der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) steht für eine familienbewusste Personalpolitik. Ihm wurde jetzt das Zertifikat „audit berufundfamilie“ verliehen.

Der demografische Wandel hat vielfältige Auswirkungen auf die Gesellschaft, auch auf die Arbeitswelt. Schon jetzt fehlen in einigen Branchen Arbeitskräfte. Darauf müssen sich die Unternehmen einstellen. Die Bedürfnisse der Mitarbeiter rücken in den Mittelpunkt einer modernen Personalpolitik. Das „audit berufundfamilie“ von der berufundfamilie gGmbH – eine Initiative der gemeinnützigen Hertie-Stiftung – unterstützt Unternehmen und Organisationen, eine familienbewusste Personalpolitik nachhaltig umzusetzen. Eine Personalpolitik, die auch der vdek aktiv betreibt. Aus diesem Grund wurde ihm am 11. Juni 2012 in Berlin im Rahmen einer offiziellen Festveranstaltung das Zertifikat „audit berufundfamilie“ verliehen.

Gesellschaftliche Veränderungen

Für immer mehr Unternehmen wird das Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ ein zentraler Baustein ihrer Personalpolitik. Das kommt nicht von ungefähr, denn die Gesellschaft verändert sich: „Die deutsche Gesellschaft wird älter und wir schrumpfen“, stellt der Demografieforscher Prof. Dr. Andreas Klocke von der Fachhochschule Frankfurt a. M. fest. Im Schnitt werden wir bereits heute zehn Jahre älter als unsere Großeltern. Gleichzeitig sinkt die Geburtenrate kontinuierlich ab. Bis zum Jahr 2050 wird die Bevölkerung von heute 82 Millionen Menschen auf unter 70 Millionen zurückgehen, wenn die Zuwanderungsquote nicht erheblich steigt. Und damit werden Arbeitskräfte – vor allem junge Arbeitnehmer – kostbarer.

Vom Arbeitgebermarkt zum Arbeitnehmermarkt

Angst sei kein guter Ratgeber, meint Klocke, es komme vielmehr darauf an, auf die Veränderungsprozesse vorausschauend zu reagieren. Hier seien vier Strategien denkbar:

  • Qualifikation verbessern
  • Lebensalterszeit verlängern
  • Erwerbstätigkeit der Frauen erhöhen
  • Zuwanderung erhöhen

Nicht nur der Gesetzgeber, sondern auch die Unternehmen sind gefragt. „Der Arbeitsmarkt verändert sich von einem Arbeitgebermarkt zu einem Arbeitnehmermarkt“, so Klocke. Der demografische Wandel stärkt somit die Rolle des Arbeitnehmers und bietet ihm Chancen. Finanzielle Anreize sind dabei nicht das alleinige Kriterium, sondern das Gesamtpaket muss stimmen. Und dazu gehören auch Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Vor 17 Jahren wurde das Projekt berufundfamilie von der Hertie- Stiftung ins Leben gerufen. Dabei standen zwei Motive im Vordergrund, sagt dessen Vorsitzender Dr. John Feldmann. Auf der einen Seite sei es eine Frage der Gerechtigkeit. Berufliche Karriere und Familie sollten für beide Partner möglich sein. Auf der anderen Seite der drohende Fachkräftemangel: „Wir können es uns nicht leisten, einen Teil der Arbeitskräfte auszuschließen.“ So sei die Idee der Zertifizierung entstanden. Unternehmen, bei denen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie aktiv gelebt und unterstützt wird, können sich von der unabhängigen Institution als familienfreundlich zertifizieren lassen. Das haben bislang rund 1.300 Unternehmen getan.

Bestehende und ergänzende Maßnahmen

So auch der vdek. Mehrere Monate lang wurde im Rahmen von Auditierungs-Workshops mit Mitarbeitern auf Bundes- und Landesebene unter Leitung eines externen Auditors ausgelotet, welche Maßnahmen der Verband bereits anbietet und welche neu hinzukommen sollten, um Familie und Beruf besser zu vereinbaren. Zu den vorhandenen Maßnahmen gehören beispielsweise flexible Arbeitszeitregelungen, die Umsetzung von Teilzeitmodellen, Führungskräfteentwicklung und Personalgespräche. Neu hinzukommen sollen zum Beispiel die Einrichtung eines Eltern-Kind-Zimmers, die weitere Flexibilisierung der Arbeitszeitregelungen, die Unterstützung von Teilzeit aus familiären Gründen sowie die Möglichkeit des temporären Arbeitens von zu Hause aus bei akuten Betreuungsengpässen.

Von dem familienbewussten Angebot können derzeit 580 vdek-Beschäftigte profitieren. Thomas Ballast, vor Kurzem noch Vorstandsvorsitzender des vdek, sagt: „Familienfreundliche Personalpolitik fördert die Zufriedenheit der Mitarbeiter. Auch die Unternehmen profitieren von motivierten Mitarbeitern. Dies wollen wir auch in Zeiten des gesellschaftlichen Wandels fördern.“

Das Zertifikat ist auch eine Selbstverpflichtung. Unternehmen, die zertifiziert wurden, müssen jährlich ihre Maßnahmen dokumentieren, nach drei Jahren findet eine Re-Auditierung, nach sechs Jahren eine Konsolidierung statt, d. h. die Ergebnisse werden überprüft, es werden neue Ziele definiert. Dann erst wird das Zertifikat erneut bestätigt.


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