Es war schon fast in Vergessenheit geraten: Ja, auch die Krankenkassenbeiträge können steigen. Seit 2011, also seit einer gefühlten Ewigkeit, müssen im Schnitt 15,5 Prozent des Bruttolohnes für die Gesundheitsversorgung gezahlt werden. Doch 2016 endet die längste Periode von Beitragsstabilität in der jüngeren Geschichte der Krankenversicherung. Weil die Ausgaben deutlich schneller steigen als die Einnahmen, werden die Kassen ihre Beiträge um 0,2 Prozentpunkte anheben müssen.
Auf den ersten Blick ist diese vergleichsweise moderate Anhebung nach der langen Phase der Stabilität kein Drama. Schließlich steigen die Kosten im Gesundheitswesen von Jahr zu Jahr schon aufgrund der Alterung der Gesellschaft und der üblichen Preissteigerungen. Außerdem gibt es einen echten Mehrwert für die Versicherten. Endlich wird die Prävention gestärkt und die Palliativ- und Hospizversorgung ausgebaut. Das war es dann aber auch schon mit den positiven Nachrichten. Denn ein drittes Projekt der großen Koalition, die Klinikreform, treibt ebenfalls die Kosten, wird den Versicherten aber kaum nutzen.
Eigentlich hatte die Koalition hier Großes vor: Sie wollte überzählige Betten abbauen, überflüssige Operationen verhindern und die Qualität verbessern. Doch am Ende siegten die Lobbyisten. Mit Milliardenbeträgen werden nun ineffektive und ineffiziente Strukturen zementiert. Das ist schlimm genug, doch es kommt noch dicker. Zwar steigt der Beitrag bei einem Durchschnittseinkommen von knapp 3.000 Euro nur um sechs Euro im Monat. Doch während sich früher Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Last teilten, müssen die Versicherten die Kostensteigerungen nun allein über die Zusatzbeiträge schultern. Schon in zwei bis drei Jahren wird mit einer Verdopplung gerechnet, wodurch die Arbeitnehmer über 600 Euro im Jahr mehr zahlen müssen als die Arbeitgeber. Spätestens dann ist die Grenze des Zumutbaren erreicht. Die paritätische Finanzierung, ein bewährtes Grundprinzip unserer Sozialversicherung, muss wieder hergestellt werden.