Die Versorgungsanalyse des Softwareentwicklers BinDoc ermöglicht es, die Folgen der Krankenhausreform objektiv abzuschätzen. Mit umfassenden Analysen unterstützt das digitale Tool die Sozialministerien und Planungsreferate der Bundesländer sowie Kliniken dabei, Entscheidungen zu treffen, die die regionale Versorgung nachhaltig sichern und die neuen Regelungen der Reform greifbar machen.

Steigende Kosten, Fachkräftemangel und Qualitätsunterschiede im internationalen Vergleich machen eine grundlegende Reform der Krankenhauslandschaft notwendig. Mit neuen Leistungsgruppen und einer Vorhaltevergütung sollen Strukturen zentralisiert, der ökonomische Druck reduziert und die Behandlungsqualität verbessert werden. Doch welche Auswirkungen haben diese Maßnahmen auf Klinikstandorte und die regionale Versorgung?
Bislang fehlte ein Modell, das die Versorgungsbedeutung und Bedarfsnotwendigkeit von Krankenhausstandorten populationsbezogen und datengestützt bewerten kann. Hier setzt die Versorgungsanalyse von BinDoc an. Dieses digitale Werkzeug wurde entwickelt, um die Folgen der Reform transparent darzustellen und Entscheidern im Gesundheitswesen fundierte Grundlagen zu bieten.
Die Basis der Versorgungsanalyse bildet ein Simulationsmodell, das in Zusammenarbeit mit Experten der Regierungskommission und des GKV-Spitzenverbandes entwickelt wurde. Das Tool beleuchtet sowohl die Versorgungsbedeutung als auch die Bedarfsnotwendigkeit von Klinikstandorten und integriert erstmals die Perspektive der Patientinnen und Patienten. Dieser umfassende Ansatz berücksichtigt sowohl die strukturellen als auch die finanziellen Auswirkungen von Veränderungen. Mit detaillierten Einblicken in die Versorgungslandschaft unterstützt die Analyse bei der Bewertung von Maßnahmen und bietet eine objektive Grundlage für strategische Entscheidungen.
Ein zentraler Bestandteil der Versorgungsanalyse ist die Betrachtung der regionalen Versorgung und deren Veränderungen. Mithilfe datenbasierter Modelle können Anpassungen – wie etwa die Schließung von Standorten oder Änderungen im Leistungsangebot – bewertet werden. Dabei spielen Faktoren wie Fallzahlen, Patientenpräferenzen und Erreichbarkeitskorridore eine entscheidende Rolle. Ein Beispiel: In der Schlaganfallversorgung (Stroke Unit) im Saarland zeigt die Analyse, dass nach einer Reduktion von Standorten weiterhin 93 Prozent der Bevölkerung innerhalb von 30 Minuten erreichbar bleiben – im Vergleich zu 96 Prozent im Ist-Zustand.
Neben der strukturellen Betrachtung umfasst die Versorgungsanalyse auch die Bewertung der finanziellen Veränderungen, die durch die Reform ausgelöst werden. Sie ermöglicht eine präzise Berechnung der Vorhaltebudgets für Klinikstandorte. So können Veränderungen in der Verteilung der Finanzmittel sichtbar gemacht werden. Die Analyse erlaubt auch eine Betrachtung einzelner Bundesländer und Leistungsgruppen. Im Saarland wurde die Schlaganfallversorgung exemplarisch analysiert:
- Visualisierung der Versorgung: Krankenhausstandorte und ihre Fallzahlen werden kartografisch dargestellt, um die regionale Versorgung nachvollziehbar zu machen.
- Bewertung der Erreichbarkeit: Die Versorgung wird anhand von Fahrzeitkorridoren (zum Beispiel 30 oder 40 Minuten) bewertet, um die Erreichbarkeit für die Bevölkerung zu analysieren.
- Bedeutung der Standorte: Es wird deutlich, welche Standorte eine hohe Versorgungsbedeutung haben und wie viele Personen auf sie angewiesen sind.
Zentrale Kennzahlen verdeutlichen diese Bewertung:
- potenzielle Einwohnerinnen und Einwohner: Die Anzahl der Personen, die innerhalb eines Erreichbarkeitsradius von einem Standort versorgt werden können.
- nächstgelegene Standorte: die Anzahl der Personen, für die ein Standort der nächstgelegene ist
- zusätzliche Fahrminuten, die bei Wegfall eines Standortes erforderlich werden
Ein konkretes Beispiel dafür ist das Klinikum Merzig: Obwohl es im Vergleich zu einem Universitätsklinikum weniger potenzielle Einwohnerinnen und Einwohner versorgt, ist es für viele Menschen der nächstgelegene Behandlungsort. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, sowohl die potenziell zu versorgende Bevölkerung als auch die Erreichbarkeit zu berücksichtigen – wesentliche Faktoren für die Bedarfsnotwendigkeit eines Standorts.
Die Versorgungsanalyse von BinDoc bietet weit mehr als nur einen Überblick über die Auswirkungen der Reform. Sie unterstützt Kliniken und Entscheidungsträger dabei, Anpassungen in der Versorgungsstruktur fundiert zu bewerten und gezielt umzusetzen. Zum ersten Mal fließt dabei auch die Perspektive der Patientinnen und Patienten in die Analyse ein – Faktoren wie Präferenzen und Erreichbarkeit werden berücksichtigt, um eine ausgewogene Versorgung sicherzustellen.
Die Analyse zeigt, wie entscheidend objektive Daten für fundierte Entscheidungen sind. Am Beispiel des Saarlands wird deutlich, dass selbst kleinere Standorte eine zentrale Rolle in der regionalen Versorgung spielen können. Die Versorgungsanalyse verbindet die detaillierte Betrachtung der Versorgungslandschaft mit einer datenbasierten Grundlage für strategische Entscheidungen – sei es in der Standortplanung oder der Optimierung von Leistungsangeboten.
Die Krankenhausreform erfordert durchdachte Strategien, um die Versorgung langfristig zu sichern und die Reformziele zu erreichen. Die Versorgungsanalyse liefert die Grundlage, um die Auswirkungen auf Klinikstandorte und die Bevölkerung objektiv zu bewerten und nachhaltige Lösungen zu entwickeln.
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