„Drei Arten von Lebewesen kämpfen im Krankenhaus um ihr eigenes Überleben: das medizinische Personal, die Patienten und die Bakterien. Die erfolgreichsten sind die Bakterien“, sagt Dr. Eckart von Hirschhausen im Vorwort des neuen Flyers „Patientensicherheit“ der KKH Kaufmännische Krankenkasse. Welche Sorgen Patienten vor einem stationären Aufenthalt haben, hat die KKH in einer aktuellen forsa-Umfrage herausgefunden. Dass die Angst vor einem Klinikaufenthalt dabei deutlich gesunken ist, erscheint angesichts der Corona-Krise überraschend.
Abgesagte Operationen und die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus: In der Pandemie-Hochphase haben viele Menschen einen Krankenhausaufenthalt gemieden. Dass Kapazitätsengpässe auf Intensivstationen und Horrorszenarien von beatmeten Patienten auf Klinikfluren hierzulande ausgeblieben sind, hat das Vertrauen in das deutsche Gesundheitswesen aber offenbar wieder gestärkt. Denn die deutliche Mehrheit der Befragten (83 Prozent) hat aktuell keine Sorgen in Bezug auf eine stationäre Behandlung. Im Jahr zuvor bekundeten dagegen lediglich 68 Prozent der Umfrage-Teilnehmer Vertrauen in Krankenhausärzte und Pflegepersonal.
Nach wie vor haben Frauen deutlich mehr Sorgen vor einem Klinikaufenthalt als Männer. Demnach fürchten sich aktuell jede fünfte Frau und nur jeder siebte Mann vor einer stationären Behandlung. Im vergangenen Jahr waren es jede dritte Frau und jeder vierte Mann, die Sorgen vor einem stationären Eingriff geäußert hatten. Immer mehr Menschen begründen ihre Ängste allerdings mit negativen Erlebnissen: Mittlerweile ist es jeder Zweite, der aufgrund eigener schlechter Erfahrungen Angst vor einem Krankenhaus-Aufenthalt entwickelt hat. 2019 war es hingegen jeder dritte Befragte.
Angst vor Covid-Ansteckung in Kliniken gering
Aufgrund der Corona-Infektionsgefahr wurden in den vergangenen Monaten die Hygienemaßnahmen zum Schutz von Patienten und Klinikpersonal in den stationären Einrichtungen intensiviert. Dies hat möglicherweise das Sicherheitsgefühl bei vielen Patienten erhöht. So haben nur neun Prozent aller Befragten Sorgen, sich in einem Krankenhaus mit dem neuartigen Coronavirus anzustecken. Auch die Angst vor der Infektion mit einem Krankenhauskeim ist deutlich gesunken: Während dies im vergangenen Jahr noch fast jeder Vierte befürchtete, ist es aktuell nur noch jeder Siebte. Auch die Sorgen vor anderen möglichen Vorkommnissen wie Medikamentenunverträglichkeit oder Vergessen von OP-Besteck im Körper sind zurückgegangen. So befürchten beispielsweise nur noch fünf Prozent Komplikationen bei der Narkose, im vergangenen Jahr war dies für 15 Prozent ein Grund zur Sorge.
Auch die etwaige Notwendigkeit einer erneuten Operation befürchten nur noch neun Prozent aller Befragten (versus 16 Prozent in 2019). „Das ist eine positive Entwicklung, wenn Patienten hierzulande mehr Vertrauen in die medizinische Behandlung haben“, sagt Dr. med. Bastian Resch, Leiter des Kompetenzteams Medizin bei der KKH, zu den Umfrage-Ergebnissen. Das Marktforschungsinstitut forsa hatte im Auftrag der KKH Kaufmännische Krankenkasse bundesweit 1.002 Personen vom 17. bis 29. Juli 2019 sowie 1.001 Personen vom 6. bis 11. August 2020 im Alter von 18 bis 70 Jahren repräsentativ befragt.
Der Welttag der Patientensicherheit erinnert uns aber daran, dass trotz der modernen und hochwertigen Versorgung immer wieder Fehler passieren können. Diese können weitreichende Auswirkungen für die Patienten haben. Deshalb bedarf es der Anstrengung aller an der Versorgung Beteiligten, diese Fehler auch in Zukunft zu verhindern“, appelliert Resch. Seit 2015 ruft das Aktionsbündnis für Patientensicherheit, das sich für eine sichere Gesundheitsversorgung in Deutschland einsetzt und in dem der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) und die KKH seit vielen Jahren Mitglied sind, in Deutschland zum Tag der Patientensicherheit auf. Da Keime und Bakterien aber nicht vor Ländergrenzen haltmachen, hat die Weltgesundheitsversammlung der WHO den 17. September im vergangenen Jahr erstmalig zum Welttag der Patientensicherheit ernannt. „Dass damit nun international auf das Thema aufmerksam gemacht wird, ist begrüßenswert. Ob groß angelegte Digitalisierungsprojekte, der Mangel an qualifizierten Ärzten und Pflegekräften in Krankenhäusern oder sichere Arzneimittel und Medizinprodukte – viele Themen sind nicht nur in Deutschland aktuell. Als starke Gemeinschaft können wir diese Probleme in den Griff bekommen, damit Patienten keine Ängste und Sorgen vor medizinischen Eingriffen haben müssen“, erklärt Resch.
Auch im Krankenhaus passieren Fehler
Beim Welttag für Patientensicherheit am 17. September standen in diesem Jahr die beiden Themen „Versorgung der Patienten während der Corona-Pandemie“ und „Mitarbeitersicherheit“ im Vordergrund. Dr. Eckart von Hirschhausen, Arzt und Gründer der Stiftung „Gesunde Erde Gesunde Menschen“, hat während der Corona-Krise Eindrücke aus dem Alltag eines Uniklinikums für eine Fernsehreportage gewinnen können. Er sagt: „Nach der anfänglichen Begeisterung für die Pflegekräfte wollte ich zeigen, dass für sie die Krise überhaupt noch nicht vorbei ist, sondern dass die zusätzlichen Schutzmaßnahmen vor allem ein Mehr an Arbeit, an Risiko und an körperlichen Strapazen bedeuten – und davon wird sich so schnell nichts lockern lassen.“ Auch er setzt sich seit vielen Jahren für mehr Patientensicherheit in Deutschland ein: „Wo Menschen handeln, passieren Fehler – auch im Krankenhaus. Jeder zweite in einem Krankenhaus gemachte Fehler ist die Folge ungenügender Kommunikation.“
Informierte Patienten erhöhen eigene Sicherheit
Deshalb fordern er und die KKH in einem neuen Patientenflyer gemeinsam dazu auf, sich vor einem Krankenhausaufenthalt gut zu informieren und bei Verständnisproblemen konkret nachzufragen. „Wir reden zu wenig, wir röntgen und operieren zu viel. Sie als Patienten können mit Ihrem Feedback einen Unterschied machen, und gute Pflegekräfte und Ärzte werden es Ihnen danken“, meint von Hirschhausen. Denn informierte und aufmerksame Patienten können dazu beitragen, ihre eigene Sicherheit zu erhöhen. Viele Sorgen und Unklarheiten können vor einem medizinischen Eingriff oder einer anstehenden Therapie beseitigt werden. Je mehr Patienten über den Ablauf einer Behandlung, mögliche Risiken und die anschließende Therapie wissen, desto besser können sie auftretende Komplikationen abschätzen. Wer informiert und aufmerksam ist, gewinnt Vertrauen und Sicherheit!