Virusmutationen

Das Coronavirus im Wandel

Grundsätzlich kommt es bei Viren ständig zu Mutationen. Eine Virusvariante entsteht, wenn bei der Vervielfältigung des Erbguts Kopierfehler auftreten. So entstehen zufällig immer neue Virusvarianten. Aber nur wenige können sich durchsetzen, beispielsweise wenn ihnen bestimmte Merkmalsveränderungen einen Überlebensvorteil verschaffen. Bisher wurden fünf Coronavirusvarianten als „besorgniserregende Varianten“ durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingestuft.

Symbolbild: Coronavirus

Virusvarianten gelten als besorgniserregend, wenn sie beispielsweise ansteckender sind oder wenn das Immunsystem von bereits genesenen oder geimpften Personen diese Virusvarianten weniger gut abwehren kann. In der Historie des Coronavirus gibt es bislang diese fünf besorgniserregenden Mutationen:

  • Alpha
  • Beta
  • Gamma
  • Delta
  • Omikron

Eines demonstrieren diese Namen alle miteinander: Das Coronavirus verändert sich permanent, seit es in der Welt zirkuliert. Die aktuell vorherrschende Virusvariante in Deutschland ist die Omikronvariante. Die Omikronvariante gehört einer anderen Untergruppe als die vorangegangenen Virusvarianten an. Aufgrund der vielen Mutationen an der Oberfläche des Omikronvirus ist es immunologisch so verändert, dass für die Neutralisierung des Virus nicht mehr dieselben Antikörper infrage kommen wie bei den älteren Virusvarianten.

Gemäß dem Virologen Prof. Dr. Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité, sei es keinesfalls sicher, dass die aktuell vorherrschende Omikronvariante in ihrem derzeit abgemilderten Zustand verbleiben wird. Es besteht auch die Möglichkeit, dass sich Omikron hin zu einer stärker krankmachenden Variante entwickeln könnte. Für eine Omikron-Untervariante (BA.2) besteht aktuell der Verdacht, dass diese noch leichter übertragbar sein könnte und den Immunschutz leichter umgehen könnte.

Die Evolution des Virus lässt sich jedoch nur bedingt vorhersagen, da sie Zufallsprozessen unterliegt. Jedoch lässt sich vorhersagen, dass die Bevölkerungsimmunität mit zunehmender Zeit immer besser werden wird. Auf dem Boden einer vollständigen Grundimmunisierung der Bevölkerung, die nach aktuellem Kenntnisstand durch eine 3-fach-Impfung erreicht werden kann, wäre es möglich, das Virus als normale Infektion ohne exponentiell ansteigende Fallzahlen laufen zu lassen. So kann langfristig eine Bevölkerungsimmunität und ein besserer Übertragungsschutz aufgebaut werden.

Die Entstehung von Mutationen wird durch die Verbreitung des Virus begünstigt. Je mehr das Virus im Umlauf ist, sprich je mehr Kopien von ihm angefertigt werden, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung neuer Mutationen. Auch deswegen sollte die Zahl der Impfungen weltweit zügig vorangetrieben werden, um die Fallzahlen niedrig zu halten. So können weniger Viren zirkulieren und die Entstehung von neuen Mutationen kann gebremst werden.

Für den Fall von Virusvarianten, die den Impfschutz untergraben, können Impfstoffhersteller Update-Vakzine gegen neue Varianten entwickeln. Gerade die neuen mRNA-Impfstoffe lassen sich relativ einfach aktualisieren, indem beispielsweise die Antigen-Information für das sogenannte Spike-Protein an die mutierte Virussequenz angepasst wird. Ein neuer speziell an Omikron angepasster Impfstoff wird aktuell erprobt. Dieser kann in einem deutlich vereinfachten Verfahren zugelassen werden und sollte bis zum zweiten Quartal dieses Jahres dann in Deutschland verfügbar sein.

Für einen Übertragungsschutz wird es eine breite Immunität gegen möglichst alle Untergruppen des Virus brauchen. Es ist zu erwarten, dass daher eine Impfung mit einem angepassten Impfstoff gegen die Omikronvirusvariante nötig werden wird. Bisher ungeimpfte Personen werden vermutlich einen Impfschutz gegenüber beiden bisher bekannten Coronavirustypen benötigen, da nicht auszuschließen ist, dass im nächsten Winter wieder ältere Virusvarianten zirkulieren. Eine Omikroninfektion bei Ungeimpften vermittelt nur eine sehr geringe Immunität gegenüber einer Infektion mit der Deltavariante des Virus.

In Zukunft könnten auch polyvalente Impfstoffe zum Einsatz kommen, also Vakzine, die mehrere Varianten der Coronaviren zugleich abdecken. Bislang gebe es dazu aber nur Daten aus Tiermodellen, noch keine von klinischen Studien am Menschen, so Prof. Dr. Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI). Zukünftig sei es auch denkbar, dass die Coronaimpfung auch dauerhaft mit der Grippeschutzimpfung oder Impfstoffen gegen Pneumokokken kombiniert werden könnte. Dazu müsse jedoch zunächst die Frage beantwortet werden, ob und in welchen zeitlichen Abständen Auffrischungsimpfungen künftig durchgeführt werden sollten.

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