Gesundheitskompetenz

Sichere digitale Gesundheitsinformationen

Das deutsche Gesundheitswesen befindet sich in der digitalen Transformation. Damit dieser Prozess erfolgreich verläuft, müssen die Bürgerinnen und Bürger verlässliche digitale Informationen und Angebote finden, verstehen und richtig nutzen können. Der digitalen Gesundheitskompetenz fällt dabei eine Schlüsselrolle zu.

Illustration: Digitale Gesundheitsinformationen

Der technische Umgang mit digitalen Geräten sowie die Nutzung von Internet, Apps und sozialen Medien ist in den meisten Bereichen des Alltags für viele Menschen zur Normalität geworden. Das gilt auch für Fragen rund um Gesundheit und Pflege. Zahlreiche Umfragen zeigen, dass viele Menschen das Internet zur Recherche nach Antworten auf Gesundheitsfragen regelmäßig nutzen. Oft ist ein Arztbesuch oder eine bevorstehende Krankenhausbehandlung der Anlass, sich vorab Informationen bei „Dr. Google“ zu beschaffen.

Digitales Gesundheitswesen erfordert digitale Kompetenzen

Allerdings ist es für die Nutzerinnen und Nutzer von kommerziellen Suchmaschinen wie Google, Bing oder Ecosia meist nicht ersichtlich, wie die Trefferlisten zustande kommen und wie die Qualität der Suchergebnisse hinsichtlich medizinischer Evidenz, Glaubwürdigkeit, Richtigkeit und Transparenz zu beurteilen ist. Ursache dieser Qualitätsprobleme kommerzieller Suchmaschinen ist, dass inhaltliche Qualitätsanforderungen wie Evidenz und Transparenz bei der Rangfolge der Treffer keine entscheidende Rolle spielen. Evidenzbasiertes und Behauptungen, Nützliches und Schädliches können somit nebeneinander präsentiert werden. Für die Nutzerinnen und Nutzer ist meistens nicht erkennbar, ob es sich um gute und gesicherte Informationsangebote handelt oder um nutzlose oder sogar schädliche Informationen. Angesichts der kaum zu übersehenden Fülle der im Internet verfügbaren Informationen haben selbst überdurchschnittlich erfahrene Nutzerinnen und Nutzer Schwierigkeiten, die guten und verlässlichen gesundheitsbezogenen Informationen herauszufiltern.

Ersatzkassenprojekt „Gesund digital – Fit für Apps und Internet“

Wie richtiges Suchen von Gesundheitsinformationen funktionieren kann, wird beispielsweise in dem Projekt „Gesund digital – Fit für Apps und Internet“ des Verbandes der Ersatzkassen e. V. (vdek) und seiner Mitgliedskassen gezeigt. Mit diesem Projekt fördern der vdek und die Ersatzkassen die digitale Gesundheitskompetenz von Personengruppen wie älteren Menschen oder Personen mit chronischen Erkrankungen. Dadurch wollen die Ersatzkassen allen Menschen die Vorteile der Digitalisierung zugänglich machen und der Entstehung einer „digitalen Kluft“ sowie der Verstärkung gesundheitlicher Ungleichheiten entgegenwirken. Versicherte sollen sowohl durch analoge als auch durch digitale Hilfestellungen zu einem selbstbestimmten Einsatz digitaler Angebote im Gesundheitswesen befähigt werden. Auf der Webseite gesund-digital.info finden Versicherte beispielsweise Informationen zum Umgang mit „Dr. Google“ in Form von informativen Kurztexten und Videos. Durch Quizelemente wird das erworbene Wissen spielerisch überprüft und damit gefestigt.

Gesundheitsprofessionen stärken

Allerdings betrifft digitale Gesundheitskompetenz nicht nur die persönlichen Fähigkeiten jeder/jedes Einzelnen als Empfängerin und Empfänger von Informationen, sondern auch Kompetenzen von Menschen und Organisationen als Absenderinnen und Absender von Informationen. Für die Gesundheitsprofessionen ist es bereits aktuell eine große Herausforderung, die Patientinnen und Patienten dabei zu unterstützen, vertrauenswürdige digitale Informationen zu finden und diese zu beurteilen. Daher ist es wichtig, auch die professionelle digitale Gesundheitskompetenz insbesondere von Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegefachkräften als „Informationsgebenden“ zu stärken, um somit die digitale Gesundheitskompetenz der Bevölkerung insgesamt nachhaltig zu verbessern. In diesem Zusammenhang stehen die Erarbeitung und Etablierung von bedarfsgerechten, qualitätsgesicherten und evidenzbasierten digitalen Gesundheitsinformationen für Gesundheitsprofessionen zunehmend im Vordergrund. Gute Internetangebote haben beispielsweise das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (Aezq.de) oder das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) mit seinem Angebot gesundheitsinformation.de erarbeitet. Diese Angebote werden offensichtlich gut angenommen. So sind bei gesundheitsinformation.de in den letzten fünf Jahren die monatlichen Besuchszahlen von durchschnittlich 600.000 auf über vier Millionen angestiegen. Ziel muss eine breite Stärkung der digitalen Gesundheitskompetenz für alle Menschen sein.

Weitere Artikel aus ersatzkasse magazin. (5. Ausgabe 2023)

  1. Dr. Thomas Kaiser, Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
    Interview mit Dr. Thomas Kaiser, Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

    „Mehr Daten allein reichen nicht“