Aktuell werden viele altbewährte Prozesse in den Arztpraxen digitalisiert. Hierbei sind viele verschiedene „Player“ gleichzeitig betroffen: Arztpraxen, Krankenkassen, Patient:innen, Apotheken und viele mehr. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass die Prozesse gemeinsam angegangen werden, um Fehlerquellen in der Kette möglichst früh zu identifizieren.
Aktuell werden viele altbewährte Prozesse in den Arztpraxen digitalisiert. Hierbei sind viele verschiedene „Player“ gleichzeitig betroffen: Arztpraxen, Krankenkassen, Patient:innen, Apotheken und viele mehr. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass die Prozesse gemeinsam angegangen werden, um Fehlerquellen in der Kette möglichst früh zu identifizieren.
Bei der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) war gerade zu Beginn der Signaturprozess für viele Praxen eine Herausforderung und nicht jede Krankenkasse war zu Beginn empfangsbereit. Beim E-Rezept wiederum mussten sich viele Apotheken (und natürlich auch Arztpraxen) erst an das Einlösen und Abrechnen gewöhnen, bevor diese Neuerung in Routine überging. All diesen Innovationen ist jedoch gemeinsam, dass der größte Nutzen den Patient:innen zugutekommen soll, aber diese am wenigsten darüber aufgeklärt werden. Gerade beim E-Rezept ist der Nutzen für die Patient:innen groß, sofern sie zeitnah von der Krankenkasse mit der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) der neuesten Generation und der dazugehörigen persönlichen Identifikationsnummer (PIN) ausgestattet werden. Wir merken hier in den Praxen durchaus unterschiedlich große Motivation zwischen den Krankenkassen, dies zeitnah ermöglichen zu können.
Überwiegend reibungslose Umsetzung
In meiner Hausarztpraxis in Fischbach bei Nürnberg gibt es fast keine rosa Kassenrezepte in Papierform mehr. Unser achtköpfiges Team ist in seinem Leistungs- und Serviceangebot digital aufgestellt – auch Terminvereinbarungen werden online getätigt. Und für Arzneimittel werden nur noch E-Rezepte ausgestellt. Das haben wir mit den Apotheken hier in der Umgebung im Vorfeld besprochen. Das E-Rezept wird zwar mancherorts emotional diskutiert, doch aktuelle Studienergebnisse sprechen für eine überwiegend reibungslose Umsetzung des E-Rezepts: Die Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden führt für den Verein der E-Rezept-Enthusiasten eine wissenschaftliche Begleitstudie unter Ärzt:innen und Apotheken durch, die das E-Rezept einsetzen. Ziel ist es, möglichst viele Erkenntnisse vonseiten der Arztpraxen, Apotheken und Patient:innen zu gewinnen, um etwaige Stolpersteine in der täglichen Umsetzung zu evaluieren, auszuwerten und beseitigen zu können. Nun liegen die ersten Ergebnisse vor ↓. Und es mag verwunderlich klingen, aber große Probleme stellen weder Ärzt:innen, noch Apotheker:innen, noch Patient:innen fest! Das mag daran liegen, dass diese Ärzt:innen und Apotheken nicht bloß ein E-Rezept ausstellen, sondern hunderte und der Umgang mit dem E-Rezept zum Regelbetrieb geworden ist. Aber für mich ist klar: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Die vorwiegend positiven Studienergebnisse decken sich mit meinen Erfahrungen im Umgang mit dem E-Rezept. In unserer Hausarztpraxis haben wir uns auf die Umstellung aktiv vorbereitet. Zunächst wurden nur jene Rezepte als E-Rezepte ausgestellt, die von den Patient:innen vorbestellt worden waren oder bei denen bereits vorab klar war, dass die Medikamente von den Apotheken im Ort per Botendienst ausgeliefert werden. So konnten die ersten E-Rezepte „in Ruhe“ bearbeitet werden, ohne dass vor Ort wartende Patient:innen ungeduldig auf ein dringend benötigtes Arzneimittel warteten, sollte es doch zu technischen Problemen kommen. Nach nur zwei Tagen waren wir aber vom Prozess so überzeugt, dass wir komplett auf das E-Rezept umgestellt haben, um nicht beide Prozesse parallel laufen zu lassen.
Das E-Rezept ist erst der Anfang
Die Patient:innen haben die E-Rezepte nach kurzer Erklärung problemlos angenommen. Auch die App wird von vielen Patient:innen recht schnell heruntergeladen. Leider stellt sich die Anforderung der PIN im Alltag als Hürde heraus, die die Patientenfreundlichkeit der App stärker einschränkt, als wir uns dies wünschen würden. Hier brauchen wir eine schnelle Vereinfachung.
Das E-Rezept ist erst der Anfang. Die Digitalisierung des Gesundheitswesens hat für uns Ärzt:innen große Vorteile in der Ausübung unserer Arbeit. Wenn es möglich ist, dass wir unsere Patient:innen per Videosprechstunde betreuen, dass wir Rezepte digital signieren, dann könnten wir sogar den Hausärztemangel in ländlichen Regionen wirkungsvoll bekämpfen. Ich zumindest würde das sehr gerne in meiner Hausarztpraxis umsetzen: Meine Kunden per virtueller Sprechstunde betreuen, ohne dass sie sich ins Auto setzen und bei Wind und Wetter nach Fischbach kommen müssen.
Umsetzung des E-Rezepts: Erste Studienergebnisse und Forderungen
- Die Schaffung der softwareseitigen Voraussetzungen für den Einsatz des E-Rezeptes sowie der laufende Betrieb konnten weitestgehend in Eigenregie umgesetzt werden; allerdings vor allem bei Apotheken teilweise mit externer Unterstützung: Acht der 22 Apotheken gaben an, bei der Einrichtung des E-Rezeptes vor Ort externe Unterstützung benötigt zu haben.
- Die Schaffung der hardwareseitigen Voraussetzungen für den Einsatz des E-Rezeptes sowie der laufende Betrieb waren bei der großen Mehrheit ohne zusätzliche Investitionen in Hardware möglich. Die Mehrheit der Praxen (62) gab an, für das E-Rezept auch keinen neuen Drucker benötigt zu haben. Nur neun Praxen schafften einen neuen Drucker an.
- Informationen zum E-Rezept wurden bei Praxen und Apotheken meist online und über den Software Provider eingeholt, der Anteil durchgeführter Schulungen für das Personal war in Apotheken deutlich höher als in Praxen.
- Der fachliche Austausch zwischen Praxen und Apotheken verlief vor der Einführung des E-Rezeptes meist bilateral, es wurde aber angemerkt, dass die Transparenz über die Existenz möglicher „Partner“ ausbaufähig sei.
- Die Möglichkeit zur Ausstellung und zum Einlösen von Folgerezepten (ohne persönliches Erscheinen) wird mehrheitlich positiv bewertet und bereits angeboten oder vorbereitet.
- Bisher fragen noch verhältnismäßig wenige Patient:innen das E-Rezept proaktiv nach. Hier wünsche ich mir, dass die Patientenaufklärung seitens der Krankenkasse betrieben wird. Denn durch erhöhte Nachfrage wird die Innovation beschleunigt.
- Sowohl die Mitarbeiter:innen in den Praxen als auch in den Apotheken sind überwiegend zufrieden bis sehr zufrieden oder mindestens neutral gegenüber dem E-Rezept eingestellt, 63 Praxen wollen zukünftig ausschließlich E-Rezepte ausstellen (Vorteile Einfachheit, Sicherheit).
- Sowohl die Praxen als auch die Apotheken sehen eine deutliche Zufriedenheit mit dem E-Rezept bei ihren Patient:innen und Kund:innen, auch die Einschätzung hinsichtlich „Sicherheit“ fällt mehrheitlich positiver oder mindestens gleichwertig im Vergleich zum analogen Rezept aus. Die Möglichkeit E-Rezepte in einer elektronischen Patientenakte (ePA) zu speichern, wird bei Praxen/Apotheken mehrheitlich positiv bewertet.
Weitere Artikel aus ersatzkasse magazin. (6. Ausgabe 2022)
-
-
-
-
-
Interview mit Dr. Kirsten Kappert-Gonther (Bündnis 90/Die Grünen), Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bundestag
„Globale Krisen stellen uns vor große Herausforderungen im Gesundheitswesen“
-
-
-