Association Internationale de la Mutualité (AIM)

Drei Fragen an Marion von Wartenberg

Die Association Internationale de la Mutualité (AIM) ist eine internationale Dachorganisation für Krankenversicherungen und Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit mit Sitz in Brüssel, auch der vdek ist Mitglied. Sie vertritt die Interessen ihrer rund 50 Mitglieder aus 26 Ländern. Marion von Wartenberg ist Mitglied im Verwaltungsrat der DAK-Gesundheit und Vize-Präsidentin der AIM. Sie gibt Einblick in die Arbeit.

Marion von Wartenberg, Vize-Präsidentin der AIM

Welche Themen haben Ihre Arbeit für die AIM bisher geprägt?

Mein Start bei der AIM vor drei Jahren war geprägt durch die Corona-Pandemie. In der Krise ist die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit auch im Gesundheitsbereich für die Öffentlichkeit neu sichtbar geworden. Für eine erfolgreiche Bewältigung der Pandemie war internationales, gemeinsames Handeln ein zentraler Faktor. Die AIM vereint Mitglieder aus vier Kontinenten. Gemeinsam setzen wir uns für eine solidarische und soziale Gesundheitsversorgung ein. In der AIM haben wir uns natürlich auch innerhalb der Mitglieder ausgetauscht, wie die Lage in den unterschiedlichen Ländern und Weltregionen sich verhält. Solidarität ist auch in einer solchen Krise der richtige Ansatz.

Die Europäische Kommission legte im Mai 2022 einen Vorschlag für einen Europäischen Gesundheitsdatenraum (EHDS) vor. Wie bringt die AIM hier die Positionen der Krankenkassen ein?

Es ist richtig, die europäischen Gesundheitsdaten grenzüberschreitend zusammenzuführen und sie auch für die Patientenversorgung zu nutzen. Mit dem EHDS stehen die in Deutschland vorhandenen Gesundheitsdaten den Versicherten dann auch im europäischen Ausland zur Verfügung. Das bringt eine echte Verbesserung der Versorgung. Über die AIM haben wir als Krankenkassen schon im Vorfeld unsere Vorschläge für diese Reformen an die Europäische Kommission geben können. In Deutschland sind wir mit der Telematikinfrastruktur und der elektronischen Patientenakte dabei, hier wichtige Grundlagen zu legen. Die Europäische Union muss an diese Investitionen sinnvoll anknüpfen. Wichtig ist zum Beispiel, dass europäisch keine neuen Zulassungshürden errichtet werden, wenn Systeme in Deutschland schon zugelassen sind.

Im April 2023 veröffentlichte die Europäische Kommission auch ihre Vorschläge für die Arzneimittelreform. Welche Schwerpunkte setzt die AIM?

Die Reform der europäischen Arzneimittelgesetzgebung besteht aus vier großen Gesetzgebungsbausteinen. Die AIM hat hier mit dem Fair-Pricing-Modell schon 2019 einen viel beachteten Vorschlag gemacht. Dazu steht im Internet nun ein Rechner zur Verfügung, mit dem jeder den fairen Preis für ein Medikament ermitteln kann. Hier wird auch immer ein passender Gewinn für die Pharmahersteller berücksichtigt. Es muss ja fair sein für die Versicherten, Krankenkassen und Hersteller. Leider hat die Europäische Kommission diesen Vorschlag nicht aufgegriffen. Gut ist, dass sie Vorschläge macht, Arzneimittelengpässe besser vorzubeugen. Kritische Arzneimittel sollen zum Beispiel kontinuierlich überwacht werden, um Engpässe zu verhindern. Vorräte und Reserven sorgen dafür, dass ein Lieferengpass nicht sofort zum Versorgungsengpass wird. Aber die Diskussion geht jetzt erst richtig los. Wir werden uns hier als AIM für die Krankenkassen weiter einbringen.

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