Sozialwahl 2023

Viel Zustimmung, aber auch offene Fragen

Millionen Menschen haben bei der Sozialwahl 2023 wieder ihre Stimme abgegeben. Auch wenn die Auszählung bei Redaktionsschluss noch lief, steht fest: Die diesjährige Sozialwahl fand ein ausgesprochen großes mediales Interesse. Dafür sorgte nicht zuletzt die gemeinsame Kampagne der Ersatzkassen und der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV Bund).

Wahlbriefumschläge vor dem Brandenburger Tor

Im zeitigen Frühjahr gestartet, wurde die Kampagne mit dem beginnenden Versand der Wahlunterlagen ab Mitte April 2023 in ganzer Breite ausgerollt. Die Maßnahmen umfassten alle Bausteine der Presse- und Medienarbeit, der klassischen Werbung und des Online-Marketings. Speziell die jüngeren Wahlberechtigten wurden durch Influencer:innen über Social Media angesprochen. Ein Sozialwahl-Informationsbüro diente der Presse und anderen Interessent:innen als erste Anlaufstelle, vermittelte Interviewpartner:innen und betrieb die zentrale Internetplattform sozialwahl.de. Im Rahmen der Kampagne wurde eine Fülle an Informationsmaterialien wie Flyer, Grafiken und Videos entwickelt. Die erstmals bei den Ersatzkassen neben der traditionellen Briefwahl angebotene Online-Wahl bildete dabei einen inhaltlichen Schwerpunkt. Eine gemeinsame Pressereise führte die vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner mit dem Bundeswahlbeauftragten Peter Weiß und seiner Stellvertreterin Doris Barnett in ausgewählte Bundesländer. Vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, der Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, dem Bundeskanzler Olaf Scholz bis hin zu Ministerpräsident:innen der Länder gab es breite politische Unterstützung der Wahl mit zahlreichen Aufrufen zur Teilnahme.

Die crossmediale Kampagne wurde durch die Medien von Anbeginn aufgegriffen und erreichte eine gute Resonanz sowohl bei der Reichweite wie auch bei den inhaltlichen Botschaften. Mitte Mai 2023 lag die potenzielle Reichweite von Fernsehen, Print, Radio und Online-Medien bei fünf Milliarden Kontakten; das ist etwa das Siebenfache gegenüber der Sozialwahl 2017. Auch in den sozialen Medien war die Reichweite groß. Allein das Video mit der Influencerin Sophie Passmann sahen über 409.000 Zuschauer:innen.

Die Mehrheit der Pressebeiträge griff die Sozialwahl erklärend auf, wofür Überschriften stehen wie „Antworten zu einer unterschätzten Abstimmung“, „Sozialwahl 2023: Darum ist sie wichtig für Rente und Gesundheit“ oder „Das bedeutet die Sozialwahl für Sie“. Für die thematische Aufbereitung der Wahl nutzten die Medien eine Vielfalt an Formaten; sie reichten von Artikeln über Podcasts bis zu eigenen Erklärfilmen, wie etwa auf dem You- Tube-Kanal von Mirko Drotschmann, bekannt als MrWissen2go, des Online-Medienangebots von ARD und ZDF.

Vor allem die Neuerungen der Sozialwahl fanden größere Beachtung. Das betrifft vor allem die Online-Wahl, die Pionierleistung der Ersatzkassen. Aber auch die verpflichtende 40-Prozent-Frauenquote bei der Aufstellung der kandidierenden Listen sorgte für Zustimmung. Damit werden die Interessen der Frauen in den Sozialparlamenten noch besser berücksichtigt. Allerdings äußerten Kommentator:innen auch den Wunsch nach mehr Transparenz der zu wählenden Listen, etwa was die beruflichen und privaten Hintergründe der Kandidierenden betrifft, und nach einer Schärfung der Positionierungen, die Unterschiede zwischen den Listen deutlicher erkennen lassen. Erklärungsbedürftig war auch die Frage, warum es bei einigen Trägern echte Wahlen gibt, bei anderen wiederum nicht. Eine sorgfältige Analyse wird zeigen, wie wir es schaffen können, noch mehr Aufmerksamkeit für diese wichtige Wahl und die Rolle und Funktion der sozialen Selbstverwaltung in den sozialen Sicherungssystemen zu generieren.

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