Europäischer Gesundheitsdatenraum (EHDS)

Digitale Transformation des deutschen Gesundheitswesens

Die Europäische Kommission plant die Einführung eines Europäischen Gesundheitsdatenraums (EHDS), um den grenzüberschreitenden Austausch von Gesundheitsdaten innerhalb der Europäischen Union (EU) zu erleichtern. Der Verordnungsvorschlag umfasst sowohl die primäre als auch die sekundäre Datennutzung und hat weitreichende Auswirkungen auf das Gesundheitssystem in Europa und Deutschland.

Symbolbild Online-Tele-Medizin: Smartphone mit Gesundheits-Icons

Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach hat im ersten Halbjahr 2023 seine „Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen und die Pflege (Gemeinsam Digital)“ vorgestellt und derzeit wartet man noch gespannt auf die darin angekündigten Digitalisierungsgesetze. In der Zwischenzeit lohnt sich allerdings ein Blick nach Brüssel, da schon in der deutschen Digitalisierungsstrategie „europäisch gedacht“ wurde in dem Sinne, dass der geplante EHDS bereits Berücksichtigung findet.

Eine der größten Herausforderungen bei der Einführung des EHDS ist der unterschiedliche Digitalisierungsgrad in den verschiedenen europäischen Mitgliedstaaten. Während einige Länder bereits fortgeschrittene eHealth-Systeme haben wie beispielsweise Dänemark oder Schweden, sind andere Länder noch dabei, ihre digitalen Gesundheitsinfrastrukturen aufzubauen. Dies führt zu unterschiedlichen Datenformaten, Qualitätsstandards und technischen Anforderungen, die eine reibungslose Zusammenarbeit und Interoperabilität zwischen den verschiedenen Ländern erschweren. Ein weiteres Problem sind die unterschiedlichen Datenschutzgesetze in den europäischen Ländern. Obwohl die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) in allen Ländern der EU gilt, gibt es dennoch Unterschiede bei der nationalen Umsetzung und Auslegung.

Die Einführung des EHDS wird erhebliche Auswirkungen auf das Gesundheitssystem in Europa und Deutschland haben. So können durch den grenzüberschreitenden Austausch von Gesundheitsdaten Erkrankungen vorgebeugt sowie schneller und besser diagnostiziert und behandelt werden. Dies führt zu einer besseren Versorgung von Patient:innen in anderen EU-Ländern und baut die Zusammenarbeit zwischen Gesundheitseinrichtungen in Europa wesentlich aus.

Verbesserung der Versorgung

Für die Patient:innen bedeutet die Einführung des EHDS insbesondere eine verbesserte Behandlungsmöglichkeit bei seltenen oder komplexen Erkrankungen. Durch den grenzüberschreitenden Austausch von elektronischen Patientendaten können Ärzt:innen und Gesundheitseinrichtungen schneller auf relevante medizinische Informationen zugreifen und so eine präzisere Diagnose stellen sowie eine effektivere Behandlung planen.

Infografik: Ziele und Säulen des EHDS

Ein konkretes Beispiel für den grenzüberschreitenden Austausch von Gesundheitsdaten könnte folgendermaßen aussehen: Ein Patient aus Deutschland, der im Urlaub in Italien krank wird und in ein italienisches Krankenhaus eingeliefert wird, könnte dank des EHDS den behandelnden Ärzt:innen in Italien einen einfachen und sicheren Zugang zu seinen Gesundheitsdaten aus Deutschland ermöglichen. Dadurch könnten die italienischen Ärzt:innen schnell und präzise auf die medizinische Vorgeschichte des Patienten zugreifen und eine bessere Behandlung sicherstellen.

Neben dem Austausch von elektronischen persönlichen Gesundheitsdaten ist auch das Einlösen von E-Rezepten grenzüberschreitend vorgesehen. Ein Beispiel könnte wie folgt aussehen: Eine deutsche Patientin lebt in der Nähe der deutschniederländischen Grenze und benötigt regelmäßig ein verschreibungspflichtiges Medikament, das in Deutschland nicht verfügbar ist. Das Medikament kann jedoch in den Niederlanden leicht beschafft werden. Durch den grenzüberschreitenden Austausch von E-Rezepten kann die Patientin das benötigte Medikament in einem niederländischen Geschäft oder Online-Shop erhalten, indem sie das E-Rezept von ihrem deutschen Arzt an den niederländischen Apotheker übermittelt.

Auch für die Forschung bringt der EHDS wesentliche Vorteile. Durch den erleichterten Zugang zu grenzüberschreitenden Gesundheitsdaten können Forscher:innen bessere Erkenntnisse über Krankheiten gewinnen und die Entwicklung von neuen Behandlungsmöglichkeiten unterstützen. Die verbesserte Zusammenarbeit zwischen den Forschungseinrichtungen in Europa kann zu neuen Erkenntnissen in der Medizin führen und die Entwicklung von innovativen Therapien fördern.

Vielversprechende Möglichkeiten

Der EHDS ist ein ehrgeiziger Plan der EU, um das Gesundheitswesen in Europa zu digitalisieren und die Nutzung von Gesundheitsdaten zu verbessern. Trotz zahlreicher Herausforderungen birgt der EHDS ein großes Potenzial, um die Effektivität und Effizienz des Gesundheitswesens in Europa zu verbessern. Deutschland bereitet sich mit seiner kürzlich veröffentlichten Digitalisierungsstrategie bereits auf die Transformation vor und somit blicken wir wieder gespannt zurück nach Berlin.

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