Prävention und Gesundheitsförderung

Gesundheit einfach machen

Wie können Prävention und Gesundheitsförderung für Menschen mit Lernschwierigkeiten in der Praxis einfach und verständlich gemacht werden? Und wie können sie integraler Bestandteil des Alltags werden? Diesen Fragen ist der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) in einer Fachveranstaltung am 19. Oktober 2023 in Berlin nachgegangen. Ziel der auf der Veranstaltung vorgestellten Präventionsaktivitäten ist es, den Weg zu gesundheitlicher Chancengleichheit zu ebnen.

Begrüßung zur Fachveranstaltung „Gesundheit einfach machen“ durch Oliver Blatt, Leiter der Abteilung Gesundheit beim vdek
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Unter dem Veranstaltungstitel „Gesundheit einfach machen – gemeinsam Gesundheitsförderung gestalten“ (Veranstaltungsflyer) vereinte der vdek Referent:innen aus Wissenschaft und Praxis, die aus verschiedenen Blickwinkeln das Thema Prävention und Gesundheitsförderung in Wohn- und Werkstätten für behinderte Menschen reflektiert haben. Die Projektpartner:innen der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB) und der Hochschule Bielefeld im vdek-Projekt „Gesundheit einfach machen.“ stellten vor, wie Einrichtungen der Behindertenhilfe systematisch durch einen Prozess der (organisationalen) Gesundheitsförderung geleitet werden, und auch, was praktische Ergebnisse zur Förderung der organisationalen, aber auch individuellen Gesundheit sein können. Heike Huste vom Verein Zukunftssicherung Berlin e. V. präsentierte in diesem Zusammenhang, wie die Integration von gesundheitsfördernden Maßnahmen in das hauseigene Dokumentationssystem gelingen kann. Diese Einbindung ermöglicht einen Wissenstransfer, indem alle Mitarbeiter:innen leichten Zugriff auf die Maßnahmen einerseits sowie entsprechende Materialien und Informationen andererseits erhalten. Dr. Vera Tillmann vom Forschungsinstitut für Inklusion durch Bewegung und Sport (FIBS) stellte als ein Ergebnis des vdek-Projektes „Gesund leben: Besser so wie ich es will!“ eine Sammlung mit Materialien zur Gesundheitsförderung von Menschen mit Lernschwierigkeiten in Wohnsettings vor. Christopher Huber (Westpark GmbH) berichtete von dem Angebot eines inklusiven Fitnessstudios von und für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung.

Durch jeden der Beiträge wurde der Titel der Veranstaltung deutlicher: „Gesundheit einfach machen“. Dahinter verbirgt sich unter anderem, über leicht verständliche, einfache Informationsmaterialien oder Seminareinheiten Gesundheitswissen näherzubringen oder Infrastrukturen zu schaffen, die es einfacher machen, dass Menschen mit und ohne Behinderung Leistungen ganz selbstverständlich in Anspruch nehmen können. Und es bedeutet auch: Akteur:innen der Behindertenhilfe im Zuge eines Gesundheitsförderungsprozesses in ihrer Organisation mittels niedrigschwelliger, einfacher Tools systematisch soweit zu begleiten, bis sich Gesundheitsförderung passgenau anfühlt und in organisationsspezifischen Maßnahmen mündet. Gesundheitsförderung muss also einfach vermittelt, gemeinsam konzipiert und leicht umsetzbar sein, um in der Praxis anzukommen.

Im Zuge der Podiumsdiskussion wurde zudem deutlich, dass ein weiterer Schlüssel zu gelungener Prävention und Gesundheitsförderung die Motivation von Menschen ist. Auf individueller Ebene muss Motivation entfacht werden, sich für die eigene Gesundheit stark zu machen und den inneren Schweinehund zu überwinden. Auf organisationaler Ebene bedarf es Motivation und Unterstützung, damit sich Personen dem Thema Gesundheitsförderung widmen und entsprechende Rahmenbedingungen voranbringen.

„Gesundheit einfach machen“ ist aber auch als Handlungsimpuls zu verstehen: Gesundheitsförderung einfach machen, also ins Tun kommen. Für den vdek ist Gesundheitsförderung für Menschen mit Lernschwierigkeiten ein wichtiges Thema: Im Namen und Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK), BARMER, DAK-Gesundheit, KKH Kaufmännischen Krankenkasse, hkk – Handelskrankenkasse und HEK – Hanseatischen Krankenkasse unterstützt der vdek deutschlandweit Akteur:innen. Zielgruppenspezifische Angebote zur Förderung von Bewegung und Gesundheit für Menschen mit Lernschwierigkeiten, wie es auch in der nationalen Präventionsstrategie Deutschlands verankert ist und beim Runden Tisch „Bewegung und Gesundheit“ des Bundesministeriums für Gesundheit beraten wird, finden bereits statt. Handlungsmaxime der Ersatzkassen ist dabei, Angebote auf Augenhöhe umzusetzen. Diese werden im Schulterschluss mit der Zielgruppe und weiteren Akteur:innen als barrierefreie und nachhaltige Angebote zur Gesundheitsförderung in dem direkten Lebensumfeld auf- oder ausgebaut. Das entsprechende Spektrum der Aktivitäten im Rahmen der Initiative „Gesunde Lebenswelten – Ein Angebot der Ersatzkassen“ ist vielfältig. Darüber hinaus unterstützen die Ersatzkassen auch das kassenartenübergreifende „GKV-Bündnis für Gesundheit“ und das zielgruppenspezifische Interventionsprogramm „Bewegung und Gesundheit im Alltag stärken (BeuGe)”. Dabei werden Bewegungsangebote gemeinsam mit den Akteur:innen konzipiert und Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung als Multiplikator:innen gewonnen und qualifiziert.

vdek-Projekte

Gesundheit einfach machen.

In diesem vom vdek im Auftrag der Ersatzkassen geförderten Projekt entwickelt und pilotiert die Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin einen gesundheitsfördernden Beratungsprozess für Wohn- und Werkstätten für behinderte Menschen. Die Hochschule Bielefeld führt zudem in einem Portfolio Ideen und Maßnahmen aus ganz Deutschland zusammen, die Inspiration zur praktischen Umsetzung von Gesundheitsförderungsaktivitäten geben sollen.

Gesund leben: Besser so wie ich es will!

Seit 2019 haben in diesem vdek-Projekt in Nordrhein-Westfalen Forscher:innen des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie gemeinsam mit Menschen mit Lernschwierigkeiten gesundheitsfördernde Bewegungs- und Ernährungsangebote für Wohnsettings entwickelt und getestet. » Weitere Informationen sowie die Ergebnisse des Projektes

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