Seit 75 Jahren setzt sich die Association Internationale de la Mutualité (AIM) für die solidarische Gesundheitsversorgung ein. Im Juni 2025 feierte die AIM ihren Geburtstag mit einer großen Jubiläumsveranstaltung und einer Kampagne in den sozialen Medien, in deren Mittelpunkt der Solidaritätsgedanke steht.
Die AIM bewertet die europäischen Diskussionen für ihre Mitglieder, stimmt Positionen ab und initiiert gemeinsam mit ihnen politische Initiativen, um die europäische Gesetzgebung im Sinne der Versicherten zu gestalten. Anlässlich ihres Jubiläums hat die AIM 2025 zum „Jahr der Solidarität“ erklärt – und im Rahmen einer Kommunikationskampagne Nutzerinnen und Nutzer in den sozialen Medien dazu eingeladen, unter dem Hashtag #solidaritymoments ihre Momente der Solidarität zu teilen.
EU-Kommission und AIM engagieren sich gemeinsam
Olivér Várhelyi, EU-Kommissar für Gesundheit und Tierschutz, hob in seiner Videoansprache zum Jubiläum den wichtigen Beitrag der AIM für eine auf Solidarität basierende Gesundheitsversorgung hervor. Herausfordernde Hindernisse in der Gesundheitsversorgung, die es zu überwinden gelte, seien hohe Versorgungskosten, lange Anfahrtswege und zunehmende Wartezeiten für die Versicherten. Die EU-Kommission und die AIM teilten das gemeinsame Ziel, die solidarische Gesundheitsversorgung zu stärken und weiterzuentwickeln. Er rief die AIM dazu auf, ihr Engagement gemeinsam mit der EUKommission fortzusetzen.
Für faire Arzneimittelpreise
Für die Ersatzkassen ist die AIM eine zentrale Partnerin im Einsatz gegen zu hohe Arzneimittelpreise. Die Zulassung und Inverkehrbringung von Arzneimitteln – ob auf europäischer oder nationaler Ebene – unterliegt maßgeblich den Regeln, die in der EU gemeinsam beschlossen werden. Mit dem europäischen Pharmapaket und dem Gesetz über kritische Arzneimittel liegen aktuell zwei Vorschläge auf dem Tisch, die einen großen Einfluss auf die Preisgestaltung und die Versorgungssicherheit in Deutschland haben werden. Die AIM ist hier für die Ersatzkassen eine starke Stimme für faire Arzneimittelpreise und sichere Lieferketten. Die AIM setzt sich außerdem dafür ein, dass bei der Einführung des europäischen Gesundheitsdatenraums die nationalen Systeme so vernetzt werden, dass die Patientinnen und Patienten im Mittelpunkt aller Bestrebungen stehen und unnötige Eingriffe in die schon vorhandene deutsche Telematikinfrastruktur vermieden werden.
Fester Anker in der internationalen sozialpolitischen Debatte
Die AIM vertritt als internationaler Krankenkassenverband seit 1950 die Interessen der solidarisch ausgerichteten Krankenversicherungen – und ist ein fester Anker in der internationalen sozialpolitischen Debatte. Sie hat Mitglieder aus Europa, Lateinamerika, Afrika und dem Mittleren Osten. Damit ist sie eine einzigartige Vermittlerin zwischen den Kontinenten. Seit 1951 sind die Ersatzkassen über den Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) mit der AIM verbunden. Das Sekretariat der AIM hat seinen Sitz in Brüssel. Das ist eine hervorragende Bedingung für eine enge Zusammenarbeit mit den europäischen Organisationen. Die Positionen der AIM richten sich an den gemeinsamen Grundwerten ihrer Mitglieder aus: Solidarität, Selbstverwaltung, der Verzicht auf Gewinnstreben und demokratische Entscheidungsstrukturen.
Außer im Falle von grenzüberschreitenden Gesundheitsgefahren ist Gesundheitspolitik in der Europäischen Union (EU) grundsätzlich Sache der Mitgliedstaaten. Im Zentrum der europäischen Politik stehen traditionell die Industrie- und Wirtschaftspolitik. Die EU nimmt aber auf vielfältige Weise Einfluss auf die Gesundheitsversorgung unter anderem durch die Pharmaregulierung, den europäischen Gesundheitsdatenraum und Regulierungen zur künstlichen Intelligenz. Darum ist es für die deutschen Krankenkassen und auch für ihre europäischen Partnerinnen und Partner unabdingbar, dass die AIM die Vorteile einer solidarischen Gesundheitsversicherung in Europa wirkungsvoll vertritt und Einfluss auf die entsprechenden Gesetzgebungsverfahren nimmt.
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Die AIM bietet ihren Mitgliedern die Chance, sich über die jeweiligen Gesundheitssysteme und ihre Gesundheitsversorgung auszutauschen. Weltweit sind alle Gesundheitssysteme unter Druck. Viele Herausforderungen, vor denen unser deutsches Gesundheitssystem steht, teilen wir mit unseren europäischen Partnerinnen und Partnern. Es ist für die nationalen Debatten sehr hilfreich, unterschiedliche Lösungsstrategien kennenzulernen. Die Corona-Pandemie hat darüber hinaus deutlich gemacht, dass wir viele Probleme nur gemeinsam lösen können. Die AIM bietet dafür die Plattform.
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Die AIM ist für uns ein wichtiges internationales Netzwerk der solidarischen Krankenversicherungen. Wir profitieren von der Zusammenarbeit mit unseren europäischen Partnerinnen und Partnern in zentralen Fragen der Gesundheitsversorgung. Zum Beispiel gestaltet die Europäische Union (EU) wichtige Regeln für die Zulassung von Arzneimitteln. Durch die AIM haben wir hier die Möglichkeit zum Austausch mit dem EU-Parlament und der EU-Kommission und können unsere Interessen in die aktuell laufenden Gesetzgebungsverfahren einbringen.
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Die AIM ist eine starke Interessenvertretung der Krankenkassen gegenüber der Europäischen Union (EU) und anderen internationalen Organisationen. Wir sind Dienstleister und Stimme unserer Mitglieder. Als europäisch und international aufgestellter Verband bieten wir eine einzigartige Struktur für den Austausch und das politische Lobbying. Wir setzen uns für den Zugang zu solidarischen Versicherungssystemen weltweit ein. Wir sind stolz darauf, dass wir uns gemeinsam mit dem vdek und den Ersatzkassen seit nunmehr 75 Jahren für diese Ziele einsetzen können.
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