Ambulante Versorgung

Delegation ärztlicher Leistungen – wichtiger Schlüssel für die Versorgung

Die Delegation von ärztlichen Leistungen auf besonders qualifiziertes medizinisches Personal wird für eine hochwertige ambulante Versorgung in Deutschland immer wichtiger. Sie kann dazu beitragen, Ärztinnen und Ärzte zu entlasten und die Gesundheitsversorgung zukunftssicher aufzustellen.

Illustration: Delegation

Lange Zeit gab es in großen Teilen der Ärzteschaft erhebliche Widerstände dagegen, bestimmte Aufgaben, die in der Vergangenheit allein von Ärztinnen und Ärzten ausgeführt wurden, auf besonders qualifiziertes medizinisches Personal zu übertragen. In vielen anderen Ländern ging diese Entwicklung erheblich früher vonstatten und ist auch weitreichender, bis hin zur Substitution ärztlicher Leistungen: So sind in den Niederlanden und in Großbritannien sogenannte Physician Associates beziehungsweise Physician Assistants mit akademischem Abschluss bereits seit den frühen 2000er-Jahren im ambulanten Bereich tätig, zum Teil sogar als selbständige Leistungserbringer mit dem Recht, Arzneimittel zu verordnen.

In Deutschland verbleibt die Gesamtverantwortung für das medizinische Fachpersonal, das im Rahmen der Delegation tätig wird, beim jeweiligen Vertragsarzt. Grundlegende Voraussetzung ist, dass die Ärztin oder der Arzt sicherstellt, dass das nichtärztliche Personal ausreichend qualifiziert, eingewiesen und überwacht wird. Die konkrete Umsetzung für den vertragsärztlichen Bereich regeln zwei Anlagen zum Bundesmantelvertrag Ärzte. Dabei haben Kassen- und Ärzteseite auch einen Beispielkatalog delegierbarer ärztlicher Leistungen vereinbart, der aus Sicht vieler Beteiligter jedoch zu unkonkret und nicht weitgehend genug ist, um gerade Fachberufe mit akademischer Ausbildung adäquat abzubilden. Dadurch bestehen in der Praxis derzeit häufig Unsicherheiten, welche Leistungen rechtssicher delegiert werden dürfen.

Dabei ist klar: Delegation wird in Zukunft immer wichtiger. Durch den demografischen Wandel werden in den kommenden Jahrzehnten immer mehr ältere Menschen behandlungsbedürftig werden. Hinzu kommt eine stärkere Ambulantisierung der Medizin. Gleichzeitig werden in den kommenden Jahren mehr Ärztinnen und Ärzte in den Ruhestand gehen. Diese Lücke kann nicht durch mehr Medizinstudierende geschlossen werden. Moderne Medizin ist Teamarbeit. Die gezielte Einbindung von nichtärztlichem Personal trägt dabei zu mehr Zufriedenheit im Team bei und hält diese wichtigen Arbeitskräfte im System. Somit ist die Delegation ärztlicher Leistungen ein wichtiger Schlüssel, um eine wohnortnahe und kontinuierliche Versorgung sicherzustellen.

Weitere Artikel aus ersatzkasse magazin. (4. Ausgabe 2025)