Physician Assistants in der Gesundheitsversorgung

Drei Fragen an Prof. Dr. Katharina Larisch

Zu den medizinischen Berufen im deutschen Gesundheitswesen gehört auch der akademische Beruf des Physician Assistant (PA). Die Professorin und Studiengangsleiterin für Physician Assistance an der CBS University of Applied Sciences, Prof. Dr. Katharina Larisch, gibt Aufschluss über Aufgabenspektrum und Rolle der Physician Assistants in der Gesundheitsversorgung.

Prof. Dr. Katharina Larisch, Studiengangsleiterin für Physician Assistance an der CBS University of Applied Sciences

Seit wann gibt es das Berufsbild der Physician Assistants (PAs) und in welchen Ländern hat sich der Gesundheitsberuf inzwischen etabliert?

In den USA wurde schon in den 1960er Jahren der PA als Gesundheitsfachberuf eingeführt. Die Ausbildung erfolgt über ein Masterprogramm, das auf einem Bachelor-Abschluss im Gesundheitsbereich aufbaut. Bis Mitte 2020 hatten 17 Länder eine PA-Ausbildung begonnen, unter anderem Niederlande, Großbritannien, Polen und Schweiz. In Deutschland startete der erste Bachelor-Studiengang 2005 und der erste Master-Studiengang 2021.

Welche Aufgaben können hierzulande Ärztinnen und Ärzte beispielsweise in der Hausarztpraxis an Physician Assistants delegieren – und welche nicht?

Bei entsprechender Qualifikation dürfen an PAs alle Tätigkeiten delegiert werden, die weder unter den Arztvorbehalt noch in den Kernbereich ärztlicher Tätigkeit fallen. Unter Arztvorbehalt stehen nur wenige Tätigkeiten wie beispielsweise die Medikamentenverordnung oder die Organtransplantation. Zum Kernbereich ärztlicher Tätigkeit zählen Tätigkeiten, die aufgrund ihrer Schwierigkeit, ihrer Gefährlichkeit für die Patientinnen und Patienten beziehungsweise wegen der Unvorhersehbarkeit möglicher Reaktionen ärztliches Fachwissen erfordern. Dazu gehören beispielsweise Diagnose- und Indikationsstellung. PAs können aber unterstützend tätig sein, also eine vorbereitende Anamnese und körperliche Untersuchung durchführen sowie eine Arbeitsdiagnose und einen Vortherapieplan erstellen. Weitere klassische Aufgaben in Hausarztpraxen sind Akut- und Infektsprechstunden nach Standardarbeitsanweisung (SOP), Heim- und Hausbesuche, Check-up-Untersuchungen, DMP-Sprechstunden, Einschätzung von Laborwerten, EKGs etc., Einordnung mitgebrachter Befunde wie Medikationsplan, Vorbereitung von Arztbriefen, vorbereitende Sonographie sowie Wundversorgung.

Welches Entwicklungspotenzial sehen Sie für Physician Assistants in den nächsten fünf bis zehn Jahren, insbesondere im Hinblick auf den demografischen Wandel und unterversorgte Regionen?

PAs werden in allen Bereichen der Medizin ankommen und der Tätigkeitsrahmen wird sich erweitern. Schon heute sehen wir eine Auflockerung des Arztvorbehaltes, beispielsweise durch das Impfangebot in Apotheken. Genauso können PAs gemäß den Vorgaben der Ständigen Impfkommission (STIKO) impfen. Zudem wird die telemedizinisch unterstützte wohnortnahe Versorgung durch PAs zunehmen, ob in Satelliten- oder mobilen Praxen. Hier wird es auch ein selbstverständliches Nebeneinander von PAs und akademisierten Pflegeberufen (Advances Practice Nurse) geben.

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