Millionen Menschen in Deutschland werden zu Hause gepflegt. Sie alle haben Anspruch auf den Entlastungsbetrag, mit dem man unter anderem Unterstützungsangebote bezahlen kann. Seit dem Frühjahr 2025 hilft ein Internetportal der BARMER zur Online-Qualifizierung für die Nachbarschaftshilfe interessierten Personen dabei, sich auf diese ehrenamtliche Arbeit vorzubereiten.
Die nachbarschaftliche Unterstutzung soll den steigenden Hilfebedarf Pflegebedurftiger besser abfedern, vor allem in landlichen Gebieten. Denn trotz eines breiten Angebots professioneller Pflege und der pflegerischen Betreuung durch Angehorige haben viele Pflegebedurftige Schwierigkeiten, gerade bei den kleinen Dingen des Alltags Hilfe zu organisieren. Das Portal „BARMER-Nachbarschaftshilfe“ richtet sich vor allem an Menschen in Bundeslandern, in denen Nachbarschaftshilfe im Rahmen der Pflegeleistungen gesetzlich moglich und wo fur die Anerkennung als Nachbarschaftshelferin oder Nachbarschaftshelfer ein Qualifizierungsnachweis erforderlich ist.
Über das Portal konnen sich interessierte Personen uber Online-Kurse fur die Nachbarschaftshilfe qualifizieren. Nach erfolgreicher Teilnahme bescheinigt ein Zertifikat fundiertes Wissen rund um die ehrenamtliche Hilfe fur einen pflegebedürftigen Menschen. Damit ist es möglich, sich in den jeweiligen Bundesländern offiziell für die Nachbarschaftshilfe anerkennen zu lassen. Pflegebedürftige können so ihre privaten Helferinnen und Helfer über den monatlichen Entlastungsbetrag der Pflegeversicherung finanzieren.
Ein Thema mit Potenzial
Nachbarschaftshilfe für Pflegebedürftige hat ein großes Potenzial. Nicht allein, weil der Bedarf enorm ist, sondern auch, weil dieses Ehrenamt alles andere als trivial ist. So lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer neben alltagstauglichen Inhalten, was in einem Notfall zu tun ist. Das E-Learning-Angebot steht allen Bürgerinnen und Bürgern offen und kann kostenfrei absolviert werden. Die Module decken alle Wissensbereiche ab, die für eine gute ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe wichtig sind. Das beginnt mit grundlegenden Informationen über die Pflegeversicherung und einer Einordnung der Begriffe Krankheit, Gesundheit, Behinderung und Pflege. Breiten Raum nimmt die Rolle ein, die man als helfende Person im Alltag eines Pflegebedürftigen spielen kann. Ergänzt wird der Kurs durch Informationen zum Umgang mit Demenz und zu sinnvollen Reaktionsmöglichkeiten bei häuslichen oder medizinischen Notfällen. Absolviert werden kann der Lernstoff in einem individuellen Tempo.
Landesrecht beachtet
Die Bundesländer definieren, welche Voraussetzungen die privaten Helferinnen und Helfer erfüllen müssen, damit sie für die Nachbarschaftshilfe anerkannt werden können, und welche Form der Anerkennung notwendig ist. In einigen Bundesländern ist ein Qualifizierungskurs vorgeschrieben. Das Portal bietet entsprechend Kurse für Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen an. Demnächst soll es auch ein Modul für Sachsen-Anhalt geben. Alle Kurse sind auf die Vorgaben des jeweiligen Landes zugeschnitten, erfüllen sämtliche Vorgaben in Bezug auf Inhalt und zeitlichen Umfang, erläutern die Regelungen im Land und klären das Anerkennungsverfahren. Nicht zuletzt stellen sie die für eine Anerkennung nötigen Formulare zur Verfügung und sind durch die Bundesländer anerkannt. Auch an die Bundesländer ist gedacht, in denen ein solcher Kurs nicht zwingend erforderlich ist. Für sie gibt es einen allgemein gehaltenen Kurs, der ohne Bezug zu einem bestimmten Bundesland die Inhalte der Nachbarschaftshilfe vermittelt. Wichtig ist, dass über das Portal selber keine direkte Vermittlung zwischen Helfenden und pflegenden Angehörigen möglich ist.