Anfang 2024 haben der vdek, die Ersatzkassen und die Deutsche Gesellschaft für Patientensicherheit (DGPS) das Portal mehr-patientensicherheit.de gestartet – Zeit für ein Zwischenfazit.

„Mehr Patientensicherheit“ ist ein Critical Incidence Reporting System (CIRS). Erstmals in Deutschland können Versicherte und deren Angehörige auf dieser Plattform über kritische Ereignisse und positive Erfahrungen in der Versorgung berichten. CIRS sind für die Patientensicherheit und auch für die Gesundheitskompetenz wichtig, da sie ein anonymes und sanktionsfreies Melden von Fehlern und kritischen Ereignissen ermöglichen. Durch die Meldungen der Versicherten oder deren Angehörige über unerwünschte Vorkommnisse können Schwachstellen in Prozessen aufgedeckt, Ursachen analysiert und daraus gezielt präventive Maßnahmen abgeleitet werden. Dies fördert eine Kultur, die Patientensicherheit und Gesundheitskompetenz erhöht.
Sehr früh nach dem Start des Portals zeigte sich, dass Patientinnen und Patienten sich weit überwiegend nicht gut über Patientensicherheit informiert fühlen. Lediglich 20 Prozent antworteten auf die entsprechende Frage mit „gut bis sehr gut“. Daraus leitet sich direkter Handlungsbedarf zur Steigerung der Gesundheitskompetenz in diesem Bereich ab.
Nach 18 Monaten Laufzeit wurden bereits über 1.700 Fälle gemeldet. Diese kommen aus allen Versorgungssektoren, wobei jeweils etwa 43 Prozent aus dem ambulanten beziehungsweise stationären Bereich stammen. Es wird über alle Altersgruppen hinweg berichtet, mit einem Schwerpunkt bei 50 bis 69 Jahren. Etwa 60 Prozent der gemeldeten Fälle beinhalten einen Patientenschaden, wobei dieser alles von vorübergehendem Schaden bis Todesfall umfasst.
Breites Spektrum an Versorgungssituationen und Problemfeldern
Besonders häufig wurden Schnittstellenprobleme – etwa bei der Entlassung aus dem Krankenhaus in die Häuslichkeit – sowie Situationen geschildert, in denen sich Patientinnen und Patienten oder deren Angehörige nicht gehört, übergangen oder mit ihrer Sorge alleingelassen fühlten. Dies betrifft insbesondere vulnerable Gruppen wie Kinder, ältere Menschen, Schwangere oder Personen mit Sprachbarrieren. Es werden viele Fälle gemeldet, die Ansatzpunkte für Verbesserungen der Versorgung sowie der Aufklärung der Versicherten bieten. Aus den Berichten wurden Maßnahmen abgeleitet, insbesondere die Erstellung von Versichertentipps, Fokusfällen und Social-Media-Aktivitäten zur Stärkung der Gesundheitskompetenz der Versicherten.
Schon jetzt zeigt mehr-patientensicherheit.de, dass Versicherte ihren Behandlungsprozess verstehen, Risiken erkennen und darüber berichten können. Zukünftig sollten die Berichte noch gezielter ausgewertet werden und daraus konkrete Verbesserungen zur Erhöhung der Gesundheitskompetenz abgeleitet werden. Die zunächst auf zwei Jahre begrenzte Laufzeit des Pilotprojekts wurde vor Kurzem von den Ersatzkassen um ein Jahr verlängert.