Elektronische Patientenakte

Drei Fragen an Annette Rennert

Seit Oktober 2025 ist der Einsatz der elektronischen Patientenakte (ePA) bundesweit verpflichtend. Zu den Praxen, die von von Januar bis April 2025 bereits an der Pilotierung teilgenommen haben, gehört die Praxis im Kaiserviertel in Dortmund. Annette Rennert arbeitet dort als Fachärztin für Allgemeinmedizin und Präventivmedizinerin und berichtet über ihre Erfahrungen.

Portrait: Annette Rennert

Wie haben Sie die Einführung der ePA in Ihrer Praxis erlebt?

In unserer Hausarztpraxis haben wir bereits ab Februar 2025 als Pilotpraxis der KVWLRegion den ersten Rollout der Aktensysteme begleiten können und konnten so sehr früh Erfahrungen mit der ePA sammeln. Das war ein großer Vorteil: In der Pilotphase standen wir in engem Austausch mit der KVWL, unserem PVS-Hersteller und der gematik. So konnten wir die ersten Schritte im Livebetrieb der ePA für alle gemeinsam gestalten. In unserem Praxisverwaltungssystem war von Beginn an eine gute Nutzbarkeit der Aktensysteme möglich. Wir haben den ePA-Start daher nicht als Belastung, sondern als echten Schritt in eine digitale Zukunft erlebt – mit bereits ersten spürbaren Erleichterungen im Versorgungsalltag.

Wie wurde die ePA von den Patientinnen und Patienten angenommen?

Bislang haben viele Patientinnen und Patienten leider noch nicht viel von der ePA mitbekommen. Das liegt vor allem daran, dass sie noch sehr neu ist und die Vorteile im Alltag erst Schritt für Schritt sichtbar werden. Wir nehmen uns jedoch bewusst Zeit, um den Mehrwert zu erklären und unsere Patientinnen und Patienten zu motivieren, dieses sinnvolle und wichtige Instrument zu nutzen. Als Hausärztin wünsche ich mir, dass die Gesellschaft insgesamt erkennt: Die ePA ist kein „Nice-to-have“, sondern ein echtes „Must-have“. Sie wird die medizinische Versorgung durch schnelleren Informationsfluss erleichtern, dabei helfen, Ressourcen zu sparen – etwa bei vermeidbaren Doppeluntersuchungen – und Fehler reduzieren, die durch fehlende Kenntnis von Vorbefunden und Mitbehandlern entstehen können. Außerdem hat sie großes Potenzial, die Gesundheitskompetenz der Menschen in Zukunft deutlich zu verbessern.

Die ePA ist jetzt von der Pilotphase in den Regelbetrieb übergegangen. Welches Potenzial sehen Sie für Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten?

Der Mehrwert der ePA wird in Zukunft für beide Seiten groß sein. Für uns Ärztinnen und Ärzte bedeutet sie, dass wir relevante Gesundheitsdaten deutlich einfacher und schneller zur Verfügung haben – das schafft mehr Sicherheit in der Behandlung und erleichtert auch die Vernetzung zwischen den verschiedenen Leistungserbringern. Für Patientinnen und Patienten eröffnet die ePA die Chance, durch mehr Informationen auch mehr Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. Sie können ihre Krankengeschichte besser nachvollziehen, Therapieentscheidungen informierter treffen und ein besseres Verständnis für ihre individuellen gesundheitlichen oder krankheitsspezifischen Belange entwickeln. Ich bin überzeugt, dass wir uns in ein paar Jahren gar nicht mehr vorstellen können, ohne elektronische Patientenakte zu arbeiten. Bis dahin braucht es aber noch viel interdisziplinären Austausch und Weiterentwicklung, damit die ePA für alle Beteiligten – Ärztinnen und Ärzte, Patientinnen und Patienten, Kliniken, Apotheken und auch Pflege – bestmöglich nutzbar wird.

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