vdek-Zukunftspreis 2025

Leuchtturm-Projekte stärken Therapietreue

„Therapietreue in der Behandlung fördern“ war das Thema des diesjährigen vdek-Zukunftspreises, den der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) jedes Jahr vergibt. Im Rahmen des vdek-Zukunftsforums wurden die drei Preisträger ausgezeichnet.

Prämierung der Preisträger des vdek-Zukunftspreises 2025 (v. l. n. r. ): Dr. Christiane Wessel (KV Berlin), Dr. med. Natalie Weinhold, Julia Neugebauer, Dr. Sophie Kurstjens, Julia Neugebauer (Know & Grow), vdek-Verbandsvorstzender Uwe Klemens, Rebecca Freund (Know & Grow), Prof. Lars Roth (Know & Grow), Marie Helen Geißelbrecht (MS-PAT), Julian Kley (Avi Medical), Dr. Stephanie Woschek (MS-PAT), Sebastian Zilch (BMG), Prof. Dr. Boris Zernikow (MyBrainCity), Stefan Schwartze (Patientenbeauftragter der Bundesregierung), Björn-Ingemar Janssen (vdek), Dr. Andrea Benecke (Bundespsychotherapeutenkammer), vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner
Prämierung der Preisträger des vdek-Zukunftspreises 2025 (v. l. n. r. ): Dr. Christiane Wessel (KV Berlin), Dr. med. Natalie Weinhold, Julia Neugebauer, Dr. Sophie Kurstjens, Julia Neugebauer (Know & Grow), vdek-Verbandsvorstzender Uwe Klemens, Rebecca Freund (Know & Grow), Prof. Lars Roth (Know & Grow), Marie Helen Geißelbrecht (MS-PAT), Julian Kley (Avi Medical), Dr. Stephanie Woschek (MS-PAT), Sebastian Zilch (BMG), Prof. Dr. Boris Zernikow (MyBrainCity), Stefan Schwartze (Patientenbeauftragter der Bundesregierung), Björn-Ingemar Janssen (vdek), Dr. Andrea Benecke (Bundespsychotherapeutenkammer), vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner

Oft sind Patientinnen und Patienten nicht bereit oder in der Lage, Therapien wie verordnet durchzuführen: Medikamente werden nicht regelmäßig eingenommen, Behandlungspläne nicht lückenlos befolgt oder Therapien vorzeitig abgebrochen. Folgen können ein verschlechterter Gesundheitszustand, Folgeerkrankungen und ein höherer Behandlungsaufwand sein. Vor allem wenn es um den Transfer von Therapieinhalten in den Alltag geht, müssen Betroffene ein hohes Maß an Disziplin und Motivation aufbringen. Das gilt besonders bei chronischen und langwierigen Erkrankungen. Die mit dem vdek-Zukunftspreis 2025 prämierten Projekte zeigen wegweisende Möglichkeiten auf, wie Therapietreue gefördert werden kann. Die Jury vergab einen ersten Platz (dotiert mit 10.000 Euro) und zwei zweite Plätze (dotiert mit jeweils 7.500 Euro). Die drei Leuchtturm-Projekte fördern einen selbstbestimmten und -wirksamen Umgang mit der eigenen Erkrankung und nutzen gezielt digitale und multimediale Formate, um Therapieinhalte niedrigschwellig und barrierearm im Alltag zu verankern. Gleichzeitig geben sie den individuellen Bedürfnissen der Adressatinnen und Adressaten nötigen Raum. „Verzögerte Heilung, vermeidbare Verschlechterungen oder Folgeerkrankungen belasten Patientinnen und Patienten – und damit auch ihre Familien“, erklärte Uwe Klemens, ehrenamtlicher vdek-Vorsitzender und Vorsitzender der Zukunftspreis- Jury. „Deshalb verdienen Initiativen und Projekte, die Therapietreue aktiv unterstützen, höchste Anerkennung.“

1. Platz (Preisgeld: 10.000 Euro): App hilft bei Übergang von Schmerztherapie in Alltag

Chronische Schmerzen können sich stark auf den Alltag und das Wohlbefinden auswirken. Im Zentrum einer Schmerztherapie lernen Patientinnen und Patienten, wie sie aktiv und selbstwirksam mit ihren Schmerzen umgehen können. Doch die eigentliche Bewährungsprobe beginnt, sobald die Therapie endet und die Betroffenen in ihren Alltag entlassen werden. „MyBrain- City – Digitaler Motivator nach intensiver Schmerztherapie bei Kindern und Jugendlichen“ der PedScience Vestische Forschungs-gGmbH (Datteln, Nordrhein-Westfalen) setzt an diesem Übergang an. Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche mit chronischen Schmerzen, die eine stationäre multimodale Schmerztherapie durchlaufen haben. Die besondere Innovation besteht darin, dass der Transfer der Therapie in den Alltag durch eine App begleitet wird: Ganz im Sinne einer „Therapy in a pocket“ unterstützt die Anwendung sowohl die jungen Betroffenen als auch ihre Eltern dabei, das in der Therapie Gelernte zuhause weiter anzuwenden und zu festigen. Die Inhalte sind in drei Bereiche gegliedert („Wissen“, „Machen“ und „Begleiten“). Hinzu kommen vielfältige Feedbackmechanismen, etwa durch Push-Nachrichten, Nutzungsstatistiken und Chatangebote. Wie und in welcher Intensität solche Feedback-Elemente auf Therapiezufriedenheit und Nutzungsverhalten wirken, wird parallel untersucht. Entwickelt wurde „MyBrainCity“ im Rahmen des Innovationsfonds-Projektes „Feed-bApp“ gemeinsam mit Patientinnen und Patienten sowie Sorgeberechtigten. Neben der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln wird die App aktuell noch in drei weiteren Kliniken in Deutschland eingesetzt. Damit baut sie eine wichtige Brücke zwischen Klinik und Zuhause: Auch nach der Rückkehr in ihre vertraute Umgebung sollen die jungen Patientinnen und Patienten weiter an ihren schmerzreduzierenden Strategien arbeiten. Durch kontinuierliche digitale Unterstützung können emotionale und funktionale Einschränkungen verringert und ungünstige Verhaltensmuster vermieden werden. Damit zeigt „MyBrainCity“, wie digitale Werkzeuge Therapietreue unterstützen, Motivation erhalten und Therapieerfolge nachhaltig sichern können

Projektfoto: MyBrainCity

2. Platz (Preisgeld: 7.500 Euro): Aufklärung bei seltenen Stoffwechselerkrankungen

Für Familien mit Kindern, die an seltenen Stoffwechselerkrankungen leiden, gibt es bislang kaum altersgerechte Materialien, die über Krankheit, Therapie und Alltagshandhabung aufklären. Das Projekt „Know & Grow – Aufklärung, Selbstmanagement und Empowerment für Kinder und Jugendliche mit seltenen chronischen Stoffwechselerkrankungen“, getragen von der Charité-Universitätsmedizin Berlin sowie der SRH University Heidelberg (Campus Berlin), füllt diese Lücke. Die entwickelten Materialien sind gezielt altersdifferenziert gestaltet: für Kleinkinder etwa durch spielerische Elemente wie das Brettspiel „Alex’ besondere Reise durch den Körper“, für Schulkinder durch Magazine und Animationen und für Jugendliche durch eine App, in der auch Medikamenteneinnahmen, Diätpläne und Rezepte verwaltet werden können. Diese vielfältigen Angebote sollen die Akzeptanz der Erkrankung fördern, Ängste abbauen und zu maximaler Sorgfalt und Disziplin in der Einhaltung von Therapie- und von Diätvorschriften anregen. „Know & Grow“ wurde als modellhaftes Projekt zunächst in Berlin umgesetzt, die Ergebnisse sollen später Krankenhäusern und Einrichtungen deutschlandweit und, in englischer Sprache, auch international zur Verfügung gestellt werden.

Brettspiel „Alex’ besondere Reise durch den Körper“

2. Platz (Preisgeld: 7.500 Euro): Schulungen für Selbstmanagement bei Multipler Sklerose

Bei der Behandlung von Menschen mit Multipler Sklerose (MS) stehen Betroffene häufig vor der Herausforderung, nicht nur die medizinischen Therapien zu verstehen, sondern auch ihren Alltag aktiv und selbstbestimmt zu gestalten. Genau hier setzt „MS-PAT: Die MS-spezifische Patientenschulung“ der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e. V. (Hannover, Niedersachsen) an. In einem 24-monatigen Pilotprojekt werden Patientinnen und Patienten umfassend geschult, um das eigene Krankheitsbild besser zu lesen und verstehen zu lernen. „MS-PAT“ besteht aus acht modularen Kurseinheiten. Thematisch decken die Module Basiswissen über MS ab, aber auch gesundheitsfördernde Verhaltensweisen wie Bewegung, Ernährung, Stressbewältigung und Neurophysiologie werden behandelt. Jedes Modul wird durch Betroffene („Peers“) begleitet, die ihre Erfahrungen teilen. Ziel von „MS-PAT“ ist vor allem, das Selbstmanagement der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu stärken und Unsicherheiten im Alltag zu reduzieren, etwa bei Arztgesprächen. Besonders ist die Umsetzung über Live-Online-Veranstaltungen und E-Learning: Damit ist eine Teilnahme unabhängig von der indidviduellen Mobilität und in eigenem Lerntempo möglich

Online-Schulung

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